Jesus' Son USA 1999
Regie: Alison Maclean
Buch: Elizabeth Cuthrell, David Urrutia, Lydia Dean Pilcher, Oren Moverman
Lit. Vorlage: Denis Johnson
Kamera: Adam Kimmel
Schnitt: William Steinkamp
Musik: Joe Henry
Darsteller: Billy Cruddup, Samantha Morton, Denis Leary, Jack Black, Will Patton, Holly Hunter, Dennis Hopper
|
|
In letzter Zeit passiert es mir öfter, daß ich Filmen jene Charaktereigenschaften zum Vorwurf mache, die vom Regisseur offenbar gewollt waren. Was hier die Zerfahrenheit des Films ist, der von religiöser Symbolik zu grimmiger Suchtdarstellung, romantischer Verwirrung oder wahnwitziger Komik springt. Natürlich entspricht das wahrscheinlich ebenso den Kurzgeschichten, auf denen der Film basiert, wie der Unberechenbarkeit eines Drogentrips, doch was bringt mir das, der weder die Bücher noch je eine Spritze angefasst hat?
So kann ich mich an vielem erfreuen. An der Konstruktion der Handlung (die natürlich gegen Ende wie ein Jenga-Turm absichtlich zusammenfällt), am Spiel von Billy Cruddup und Samatha Morton, an den Gastauftritten von Denis Leary, Holly Hunter oder Dennis Hopper, an der wunderbar skurrilen Episode mit dem geistig völlig abwesenden Krankenpfleger Jack Black, der zunächst seine quietschenden Schuhe bestaunt, um dann so mal nebenbei eine Operation durchzuführen, die aus einem Quentin Tarantino-Film zu stammen scheint. Es gibt einen sehr schönen Split-Screen-Einsatz, und mir persönlich gefiel immens ein Verweis auf die sexuelle Ausprägung einer Nebenfigur, die derart subtil ist, daß meine Kinobegleitung meinte, meine Einschätzung der Sachlage sei eine etwas gewagte Interpretation, die noch dazu völlig unwichtig für den Film sei.
Doch das stimmt nicht, jedes Detail dieses Films ist wichtig für das Gesamtbild, und im Gegensatz zu "Monkeybone" ist "Jesus' Son" trotz seiner vielen Facetten ein Gesamtkunstwerk, wie eine leicht lädierte, mit verschiedenen Körperflüssigkeiten besprenkelte Disco-Kugel, die trotz allem noch blitzert und blinkt, solange man nicht genau hinschaut …
|