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Juli 2001
Thomas Vorwerk
für satt.org


One Night at McCool's
USA 2000

Regie:
Harald Zwart

Buch:
Stan Seidel

Kamera:
John Gary Steele

Schnitt:
Bruce Cannon

Darsteller:
Matt Dillon, Paul Reiser, John Goodman, Liv Tyler, Reba McEntire, Michael Douglas, Richard Jenkins



Das narrative Gerüst dieses Films ist sehr interessant. Drei Männer erzählen unterschiedlichen Vertrauenspersonen (Pfarrer, Psychologe, Auftragskiller) von ihren Begegnungen mit einer Frau, die ihr Leben gehörig durcheinandergebracht hat. Dadurch ergeben sich diverse Wahrnehmungsdiskrepanzen, vertrauensunwürdige Erzähler (insbesondere aufgrund der Erzählsituationen), ironisch gebrochene Off-Kommentare, all das, was ich momentan in meinem filmanalytischen Hauptseminar zu hinterfragen gelernt habe.

Doch der Film will keinen aufmerksamen Zuschauer, sondern einen Zerstreuungswilligen, der sich daran erfreut, wie Liv Tyler mal als Vamp, mal als Unschuldslamm, mal als Playmate inszeniert wird. Einen Kinogänger, der alle zehn Minuten überrascht werden will, anstatt am Ende behaupten zu wollen, das Drehbuch sei in sich schlüssig gewesen. Kurzum: einen Rezipienten, der so oberflächlich ist, wie die Charaktere des Films, die so bunt wie Seifenblasen schimmern, aber doch hohl sind und jederzeit zerplatzen können.

Es gibt diverse Stellen in diesem Film, über die man sich freut, weil sie clever sind, aber auch genügend, die leider die Intelligenz des Auditoriums beleidigen. Und trotz hochkarätiger Besetzung können auch die Darsteller nichts retten. Matt Dillon spielt wieder den oberflächlichen, sexgeilenTypen, den er schon in "There's something about Mary" oder "Wild Things" zum Besten gab, Michael Douglas ist genauso verfilzt wie in "Wonder Boys", John Goodman war auch schon mal witziger, und Liv Tyler spielt ein sexy Dummchen, das nur auf Luxus-Güter wie DVD-Spieler aus ist, wozu sie sich nicht besonders verstellen braucht. Einzig Paul Reiser und Reba McEntire haben gemeinsam einige schöne Szenen und der Doppelrollen-Darsteller der Zwillingsbrüder, dessen Namen ich mir leider nicht aufgeschrieben habe, könnte es neben den narrativen Kniffen noch mal wert sein, sich diesen Film anzuschauen.