Monkeybone USA 2001
Regie: Henry Selick
Darsteller: Brendan Fraser, Bridget Fonda, Chris Kattan, Giancarlo Esposito, Rose McGowan, Whoopie Goldberg
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Wenn man jemanden fragt, wie der Regisseur des kultigen Animationsfilm "Nightmare before Christmas" ist, bekommt man meist, wenn überhaupt, die Antwort "Tim Burton". Und auch wenn Burton die Vorlage schrieb und zeichnete und den Film mitproduzierte, war der Regisseur natürlich Henry Selick. An dieser Tatsache kann man nicht rütteln, das steht fest und in den Credits, genau wie Tobe Hooper "Poltergeist" inszenierte und Christian Nyby der Regisseur von "The Thing from another World" war.
Und wer sich Selicks nächsten Film, "James and the Giant Peach", angeschaut hat, wird auch nicht mehr guten Gewissens behaupten können, das alle guten visuellen Ideen in der Geschichte vom Kürbiskönig von Tim Burton stammten, den in dieser Mixtur aus Real- und Knetgummi-Film kommen die Augen fast genauso auf ihre Kosten.
Selicks neuer Film zeigt jedoch, worin das Problem des Regisseurs besteht: Er ist ein Schwamm, der sämtliche kulturellen (und hierbei insbesondere visuellen) Einflüsse in sich aufsaugt, doch statt daraus wie Burton eine eigene Vision zu erstellen, die selbst in dessen schlechtesten Filmen wie "Batman" noch kohärent erscheint, ist Selick nur ein "flinker Leichenfledderer", wie man es seinerzeit Bogdanovich nach "What's up, Doc?" unterstellte.
Aber es gelingt Selick selbst damit noch, den Zuschauer, der sich der Anleihen bewußt ist, ein ums andere Mal zu verzücken.
Daniel Clowes, David Cronenberg, Robert Crumb, Salvatore Dali, Neil Gaimans "Sandman", Matt Groening, Ray Harryhausen, Sam Henderson, Franz Kafka, Stephen King, John Kricfalusi, Toni Millionaire, Edgar Allen Poe, Seth, Bill Watterson, fast die gesamte Tim Burton-Filmographie (insbesondere die Batman-Filme, "Beetlejuice" und "PeeWee's Big Adventure"), "Bill & Ted", "The Mask", "Who framed Roger Rabbit?", die Liste der Inspirationen, die sich in Anleihen, Hommagen, Rip-Offs, Cameo-Auftritten und Stil-Anlehnungen offenbaren, könnte endlos weitergehen, und jeder, der sich an diesen Vorbildern delektieren kann, wird sich in diesem Film an der einen oder anderen Stelle köstlich amüsieren.
Der Ideen-Reichtum ist immens: Der (schwarz-weiße) Alptraum eines Hundes ist es, hilflos einer Meute von viktorianisch gekleideten Katzen ausgesetzt zu sein, die mit einer riesigen Schere Kastrationsängste hervorrufen; eine andere verschmuste Katze, die eher an Selina Kyle oder Playboy-Häschen erinnert, aber ihre wahre Natur spätestens dann offenbart, wenn eine "RVAG" ausgeschaltet werden muß; ein weiterer Alptraum zeigt sehr schön, wie das Leben aus einem Körper herausrinnen kann; auf der Suche nach einem Gastkörper gerät man an einen organspendenden Sportler (Chris Kattan ist nicht nur besser als Vincent D'Onofrio in "Men in Black", er spielt auch Brendan Fraser an die Wand), der auf dem Operationstisch wieder zu Leben kommt und fortan damit beschäftigt ist, seinen Verwesungsgeruch und das gebrochene Genick zu verbergen, während die geldgeilen Chirurgen ihn verfolgen und auf dem Weg schon mal die eine oder andere verlorene Leber oder Niere aufsammeln.
Doch leider ist der Film als Ganzes viel weniger als die Summe seiner Einzelteile. Die visuelle Tour de Force zwischen Knetgummi-Stopmotion, Zeichentrick, Computeranimation, Puppenspielern, Ausstattung und dem grimassierenden Brendan Fraser (der offenbar gerne Jim Carrey wäre, aber eher an Martin Short gemahnt) ist typisches Popcorn-Kino, das Drehbuch zerfällt wie der sprintende Leichnam zusehends in seine Einzelteile, weder Bridget Fonda, Whoopie Goldberg mit Augenklappe, und ganz sicher nicht der Titelheld Monkeybone können ein Innenleben entwickeln, der Film bleibt ein (nett anzuschauendes) Konglomerat aus Kulissen und Stichwortgebern, zu keinem Zeitpunkt entsteht eine glaubhafte Filmwelt, jeder Tex-Avery-Cartoon ist glaubhafter. Schad drum.
Übrigens ist "Monkeybone" ein guter Beweis dafür, daß man sich noch soviel Mühe geben kann, schnell Rezensionen zu erstellen, wenn der Film wie in diesem Fall nach einer Woche bereits in keinem Berliner Kino mehr läuft, hätte auch ich nichts retten können.
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