The Tailor of Panama USA/Irland 2000
Dt. Titel: Der Schneider von Panama
Regie: John Boorman Buch: Andrew Davies, John Le Carré, John Boorman
Lit. Vorlage: John Le Carré
Kamera: Philippe Rousseelot
Schnitt: Ron Davis
Darsteller: Geoffrey Rush, Pierce Brosnan, Jamie Lee Curtis, Brendan Gleeson, Catherine McCormack, Harold Pinter
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Hin und wieder passiert es mir beim Kinobesuch, daß meine Erwartungen so gar nicht mit dem Film übereinstimmen, was positive und negative Erfahrungen mit sich ziehen kann. In diesem Fall wußte ich sehr wenig über den Film, wie es sich ja eigentlich auch gehört. Ich kannte den Trailer, hatte also eine ungefähre Vorstellung vom Handlungsgerüst, wußte, daß John Borrman der Regisseur war (ein dickes Plus), hatte aber keinen Schimmer, daß John Le Carré irgendwas mit dem Streifen zu tun hatte.
Und so erwartete ich eine Agenten-Komödie. Pierce Brosnan wurde offenbar gecastet, weil man ihn als James Bond kennt, Jamie Lee Curtis spielte ja schon das Liebchen im Arnold Bond-Film "True Lies", wie Geoffrey Rush da hineinpasst, konnte ich noch nicht recht einordnen, aber da ich als Trekkie darüber informiert bin, daß Schneider und Spione so einiges gemeinsam haben (siehe Garak), ließ ich mich gerne darauf ein.
Und der Vorspann war für mich schon die erste große Belohnung. Ich hatte kurz zuvor meine filmtheoretische Seminararbeit über Rudolf Arnheim abgegeben, ansonsten hätte ich einen Hinweis auf diesen Film sicher mit eingebaut, denn wie selbstverständlich hier eine ziemlich lange Zeitraffer-Sequenz eingebaut wurde, um zu zeigen, daß dieser Schneider sein Handwerk versteht, war schon sehr interessant.
Der Rest des Films war ebenso interessant, aber schwer wiederzugeben, weil inzwischen auch schon über zwei Monate vergangen sind, seit ich den Film gesehen habe, was für eine Rezension nicht unbedingt von Vorteil ist. Jetzt mal ganz abgesehen davon, daß mit Erscheinen dieser Rezension wahrscheinlich schon die Videoauswertung beginnt. Also nur einige kurze Gedanken zum Film: "The Tailor of Panama" ist keine Agenten- und keine Ehekomödie. Pierce Brosnan spielt einen widerlich schleimigen Macho, der dennoch nahe an seinem Bond-Image ist. Geoffrey Rush ist auch nicht der große Sympathieträger, weil sein Hauptcharaktermerkmal ist, daß er sich nicht unbedingt schnell entscheiden kann, was dazu führt, daß einiges aus dem Ruder läuft. Und weil der Film keine Komödie ist (zumindest nicht in dem Sinne, wie meine Erwartungen lagen), folgen daraus einige schmerzhafte Konsequenzen, bis schließlich das Ende des Films ebenso an "Trainspotting" wie an das Gesellschaftspiel "Junta" erinnern, wo es darum geht, während diverser Putsche und Machtverschiebungen in einer Bananenrepublik durch geschicktes Hintergehen und Gegeneinanderausspielen der anderen Teilnehmer möglichst viel Geld auf einem Schweizer Nummernkonto zu hinterlegen, ohne dabei in der Bank erschossen zu werden.
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