A.I. - Künstliche Intelligenz (A.I. - Artificial Intelligence) USA 2001
Regie: Steven Spielberg
Buch: Ian Watson
Lit. Vorlage: Brian Aldiss nach seiner Kurzgeschichte "Supertoys Last All Summer Long"
Kamera: Janusz Kaminski
Musik: John Williams
Darsteller: Haley Joel Osment (David Swinton), Jude Law (Gigolo Joe), Frances O'Connor (Monica Swinton), Jake Thomas (Martin Swinton), Brendan Gleeson (Lord Johnson-Johnson), William Hurt (Prof. Hobby), Daveigh Chase, mit den Stimmen von Robin Williams, Ben Kingsley, Meryl Streep
|
|
Unausgewogener Pinocchio Mix
Ich war nie ein großer Fan von Steven Spielbergs Filmen. Abgesehen von einigen Ausnahmen (wie „Schindlers Liste) sind mir seine Filme zu sehr dem Zeigeist entsprechend, zu viele gewollt rührselige Happy Ends; auch der ständige Glaube an das Gute im Menschen des ewigen Weltverbesserers Spielberg finde ich ich auf Dauer ziemlich nervig und vor allem naiv. - Dennoch habe ich seinen neuen Film „Artificial Intelligence mit Spannung erwartet.
Doch eigentlich ist es gar nicht Spielbergs Film. „A.I. war ein Wunschprojekt des verstorbenen Regiegenies Stanley Kubrick. 20 Jahre lang arbeitete er an diesem Projekt, doch stets hat er andere Projekte vorgezogen, da er warten wollte, bis die Technik einen gewissen Stand erreicht hatte (Kubrick wollte einen künstlichen generierten Hauptdarsteller wie in „Final Fantasy). Irgendwann zog er Spielberg zum Projekt hinzu, da dieser durch die „Jurassic Park Filme Erfahrung mit aufwendigen SF Effekten hatte. (Nebenbei, Kubricks Affinität zu Spielberg habe ich nie verstanden, zu verschieden scheinen doch die Ansichten und Arbeitsweisen, vergleicht man ihre Filme …)
Als Kubrick 1999 starb, nahm Spielberg das Projekt an sich. Das, woran Kubrick 20 Jahre arbeitete, vollendete er in 20 Monaten. (Allein das sollte doch zu denken geben.) Anstatt eines künstlich generierten Hauptdarstellers nahm er einen echten (den momentan wohl besten Kinderdarsteller, David Haley Osmond aus „Sixth Sense, der hier eine wirklich bemerkenswerte Leistung ablieferrt) und machte sich an die Arbeit. Herausgekommen ist eine ziemlich unausgewogene Mixtur mit - zugegeben - einigen interessanten Ansätzen.
Kurz zur Story: Die Zukunft, nach dem Abschmelzen der Pole (Überflüssiges Detail, wird nie aufgegriffen oder sinnvoll genutzt). Die Firma Cybertronics entwickelt das erste Roboter Kind, David genannt, das in der Lage ist, zu lieben. Er wird zu einer Familie gegeben, deren Kind scheinbar ohne Erwachchancen im Koma liegt. Nach einigen Hindernissen beginnt Monica, seine neue „Mutter (Frances O'Connor) tatsächlich, David ansatzweise gerne zu haben. Doch wie durch ein Wunder erwacht der verlorenen geglaubte Sohn, und David wird überflüssig (woran der von Eifersucht getriebene leibliche Sohn nicht ganz unschuldig ist). Schweren Herzens setzt Monica David aus, damit er nicht zerstört wird, was normalerweise mit überflüssigen „Mechas geschieht. Er trifft auf den Liebesroboter Joe (Jude Law). Beide geraten in die Fänge von Kopfgeldjägern und werden zur „Flesh Fair transportiert, einer Kampfarena für überflüssige Mechs. Durch einen glücklichen Zufall entkommen beide.
Doch David hat nur ein Ziel: Er erinnert sich an die blaue Fee aus „Pinocchio, welches ihm seiner Mutter vorgelesen hat. Und diese Fee kann ihn seiner Meinung nach in einen echten Jungen verwandeln - dann würde seine Mutter in lieben, und das ist alles, was er will. Seine Suche führt ihn schließlich zu seinem Erfinder, Dr. Hobby (William Hurt), der in den Resten von Manhattan lebt. Doch dort erfährt er ernüchternd, daß er nur ein Experiment war. Verzweifelt stürzt er sich in die Fluten, die Manhatten umgeben. Am Grunde des Ozeans landet er in den Überresten eines Vergnügungsparks, der auch eine Pinocchio Welt hat. Und dort findet er endlich die blaue Fee, doch seine Wünsche kann sie nicht erhöhren … An dieser Stelle hätte Kubricks Film geendet, doch Spielberg setzt ein ziemlich überflüssiges Happy End drauf: 2000 Jahre später. Die Menschen sind mittlerweile alle tot, David wird von Außerirdischen aus dem zugefrorenen Ozean geborgen. David ist das letzte Zeugnis der Menschheit, er kann vermitteln, was die Menschen einmalig machte: Ihre Seele. Und zum Schluß ist er auch wieder mit seiner Mutter vereint, und der letzte Satz ist ihr „Ich liebe dich …
Ach ja. Wie schön hätte der Film sein können. Aber Spielberg hat aus Kubricks genialen Ansätzen hoffnungslosen Kitsch gemacht. Aber der Reihe nach.
Der Film gliedert sich in 4 Teile. Der erste Teil (bis zu Davids Aussetzen) könnte visuell tatsächlich von Kubrick stammen. Spielberg hat fast ausschließlich Kameraeinstellungen verwendet, die es in Kubricks Filmen gab - oder die es hätte geben können. Visuell überaus interessant, vom Dialog her leicht kitschig, aber erträglich. Wäre Spielberg diesem Stil treu geblieben, hätte es sehr interessant werden können.
Doch danach kippt der Film. Der zweite Teil, spielend in der Mecha Arena („Spartacus läßt grüßen) bzw. in Rouge City, der Liebesstadt, wirkt wie Ridley Scotts „Blade Runner - nur popig bunt. Naja, sieht toll aus, aber wo ist der sinn? Der dritte Teil, Davids Treffen mit seinem Schöpfer bzw. seine Odyssee unter Wasser, hat ein bißchen was von James Camerons „Abyss. Im vierten Teil schließlich (hallo Außerirdische!) hat Spielberg sus seinen eigenen Filmen geplündert -ohne einen einheitlichen Stil zu finden …
Schade, schade. Kubrick hätte sich im Grabe umgedreht wenn er gesehen hätte, was sein Lieblingsschüler aus der Kurzgeschichte „Supertoys don't last all Summer long (1969) und seinem Konzept gemacht hat. Herausgekommen ist lediglich eine futuristische Pinocchio Version, schön anzusehen, aber die eigentlichen Inhalte gehen im Mainstream Kitsch unter. Das hat man davon, wenn man sich an ein Projekt des besten Regisseurs der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wagt - eine Grabschändung, die mit ein bißchen Intelligenz und dem Mut zu eben keinem Happy End vermieden hätte werden können.
Ich vermute stark, daß Kubricks Notizen und seine Diskussion mit Spielberg den ersten Teil sehr ausführlich darstellten, deshalb vermutlich der anfängliche „Kubrick Look. Nun denn. Großes Potential verschenkt. Dennoch, mit Sicherheit besser als die meisten Spielberg-Filme (vermutlich auch deshalb in den USA gefloppt).
Mein Tip an Cineasten: Am ersten Teil erfreuen, schöne Kubrick Hommage, dann ne Runde schlafen.
Echt schade …
Ach ja: Wenn man schon den Titel übersetzt, dann doch bitte ganz: Aus „A.I. - Artificial Intelligence sollte dann doch „K.I. - Künstliche Intelligenz und nicht die krude Mischung „A.I. - Künstliche Intelligenz werden …
|