The Gift USA 2000
Regie: Sam Raimi
Buch: Billy Bob Thornton, Tom Epperson
Kamera: Jamie Anderson
Schnitt: Bob Murawski, Arthur Coburn
Musik: Christopher Young
Darsteller: Cate Blanchett (Annie Wilson), Giovanni Ribisi (Buddy Cole), Keanu Reeves (Donnie Barksdale), Katie Holmes (Jessica King), Greg Kinnear (Wayne Collins), Hilary Swank (Valerie Barksdale), Michael Jeter (Gerald Weems), Kim Dickens (Linda), Gary Cole (David Duncan)
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The Gift
Billy Bob Thornton bekam 1997 für sein Drehbuch für "Sling Blade", einen Film, den er auch inszenierte, der auf einem Theaterstück von ihm basierte, und bei dem er die Hauptrolle spielt, den Oscar. Für Sam Raimis "A Simple Plan" schrieb er ebenfalls das Drehbuch, und übernahm eine ähnlich tumbe Rolle. Da beide Filme meines Erachtens sehr gelungen sind, erwartete ich auch diesmal ein kleines Meisterwerk, doch leider scheitert es ausgerechnet am Drehbuch.
Auf den Regisseur Raimi hätte ich mich sicher nicht verlassen, sein Erstling "The Evil Dead" gehört zu den wenigen Filmen, bei denen ich den Videorecorder schon nach zehn Minuten ausschaltete, seine Coen-Verfilmung "Crimewave" nimmt einen (negativen) Sonderstatus in der Filmographie der Brüder ein, und auch sein letztes Werk, der Baseballstreifen "For Love of the Game", war kein Ruhmeswerk. in "The Gift" ist Raimis Regie bodenständig, wenn es auch manchmal etwas weniger dick aufgetragen hätte sein können (insbesondere bei der Schlußszene, die in ihrer Penetranz fast an "Saving Private Ryan" erinnerte, und den aufdringlich geschnittenen Wasserhähnen, die an "What lies beneath", einen ähnlich misslungenen Streifen erinnerten), aber der Film bot auch einige nette Ideen (wie die Abwärtsbewegungen bei der Teichszene, die aber auch beim zwölften Wiederaufnehmen an Subtilität vermissen läßt.)
Die Darsteller sind durchweg hervorragend, insbesondere Cate Blanchett in der Hauptrolle, Giovanni Ribisi und Keanu Reeves in ungewohnten Rollen, aber auch die kleinsten Nebendarsteller wie Gary Cole (bisher vorwiegend aus der "Brady Family" bekannt) und Michael Jeter (die Penner-Transe aus "The Fisher King") überzeugen. Die Ausstatter oder der Location Scout bieten etwas fürs Auge, der Filmkomponist Christopher Young etwas fürs Ohr, doch was nützt diese Talentverschwendung, wenn die Geschichte ein hirnverbrandter Blödsinn ist?
Ein Whodunit um einen Hellseher zu konstruieren erscheint schon wie ein Widerspruch in sich. Darin Morgan gelang es, daraus eine der besten, weil witzigsten X-Files-Folgen zu machen, doch bei Thornton scheint das Herz der Geschichte nur aufgedrückt, während seine Stärke, die Beobachtung skurriler Typen in Kleinstädten, irgendwo zwischen Lumberton und Brainerd, infamerweise zu kurz kommt. Ein Sheriff, der sich lieber um seine Donuts kümmert als irgendeiner Hellseherin in seine Polizeiarbeit reinpfuschen zu lassen, ein Frauenschläger und eine opportunistische Schlampe, die aneinandergeraten, eine Witwe und ein Witwer (naja, fast …), die sich gegenseitig Trost spenden, diese Aspekte der Geschichte gehen zu schnell verloren, weil die Hauptdarstellerin, um deren Leben man nie fürchtet, mit möglichst vielen Mordverdächtigen in bedrohliche Situationen kommen muß. Immer wieder Alpträume, Inspektionen der eigenen Wohnung, in der das Licht brennt oder die Tür aufgebrochen ist, diese Teile des Films zeugen von Raimis Horrorhintergrund, doch es gibt kaum Opfer, und dadurch tritt der Film schnell auf der Stelle.
Trotz einiger sehr gelungenen Stellen größtenteils uninteressant.
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