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Februar 2002
Thomas Vorwerk
für satt.org

A Beautiful Mind - Genie und Wahnsinn
A Beautiful Mind

USA 2001

Ron Howard: A Beautiful Mind

Regie:
Ron Howard

Buch:
Akiva Goldsman

Lit. Vorlage:
Sylvia Nasar

Kamera:
Roger Deakins

Schnitt:
Mike Hill, Dan Hanley

Musik:
James Horner

Darsteller:
Russell Crowe (John F. Nash), Ed Harris (Parcher), Jennifer Connelly (Alicia Nash), Paul Bettany (Charles), Christopher Plummer (Dr. Rosen)

Weitere Informationen:
www.berlinale.de



Berlinale-Wettbewerb
(außer Konkurrenz)
:

A Beautiful Mind - Genie und Wahnsinn
A Beautiful Mind



Wer hätte gedacht, daß Ron Howard bei seinem Berlinale-Besuch von seiner Oscar-Nominierung erfahren würde? Howard hat zwar im Verlauf seiner Karriere schon manchen gelungenen Film wie "Parenthood", "The Paper" oder "EdTV" fabriziert, er zeigte mit "Backdraft" oder "Apollo 13", daß er auch Kassenschlager hervorbringen kann, aber gerade in letzter Zeit zeigten Streifen wie "Ransom" oder "How the Grinch stole Christmas", daß man sich auf seine Fähigkeiten nicht eben verlassen kann.

A Beautiful Mind ist meines Erachtens der perfekte Oscar-Film, einzig "Lord of the Rings", den ich ja bisher umgangen habe, könnte vielleicht bessere Chancen haben. Wir haben einen angesagten Schauspielen (Russell Crowe), der einen Schizophrenen spielt. Dabei muß man zwangsweise an andere Gebrechen denken, an Dustin Hoffman in "Rain Man", Tom Cruise in "Born on the Fourth of July", Audrey Hepburn in "Wait until Dark" oder Cliff Robertson in "Charly".

Hinzu kommt, daß "A Beautiful Mind" zu jenen Filmen gehört, die in den letzten Jahren die Kinos wirklich überschwemmten, Filme, die die Intelligenz der Zuschauer forderten und deren Fähigkeit, das, was sie mit eigenen Augen gesehen haben, zu relativieren.

Wie in "Das weiße Rauschen" die Schizophrenie hörbar gemacht wird, so wird sie hier sichtbar. Etwa so, als würde man James Stewarts Freund "Harvey" mit Computertechnologie zeigen, wodurch der Film natürlich ganz anders wirken würde.

Doch John Nash sieht keine überlebensgroßen Hasen, seine Halluzinationen sind schwieriger als solche auszumachen, was ihn später, auf dem Weg zur Besserung, auch mal dazu bringt, eine Studentin über die Existenz einer Person auszufragen, bevor er bereit ist, sich mit einem Vertreter des Nobelpreis-Kommitees zu unterhalten.

Natürlich ist "A Beautiful Mind" auch eine dieser typischen Erfolgsgeschichten, die mit einer zu Herzen gehenden Rede enden, doch ausnahmsweise ist das nicht ganz so pathetisch wie in diversen anderen Hollywood-Produktionen.

Das größte Kompliment, was ich dem Film machen kann, ist, daß ich ihn im Zustand völliger physischer Ermattung (so many movies, so little time …) mit einer sich ankündigenden Erkältung und Durchfall sah, und ich während des ganzen Films hellwach war, so interessant war die Geschichte. Jeder, der auf der Berlinale in zehn Tagen 25-40 Filme schaut, weiß, daß man selbst bei andauernder Koffein-Überdosis oft kämpfen muß, und kaum, daß ich zuhause war, waren meine Kräfte auch erschöpft.

Aber zurück zum Film: Russell Crowe, der für den ziemlich belanglosen "Gladiator" einen Oscar bekam, zeigt hier, daß man ihm auch einen Mathematik-Geek, einen schüchternen Außenseiter und einen "Mad Scientist", der mit sich selbst spricht, ohne weiteres abnimmt. Auch die anderen Darsteller wie Jennifer "Rocketeer" Connelly und Paul "Chaucer" Bettany überzeugen, es gibt eine Szene, die Leser von "Rabbit Run" um Jahre zurückschmeißt, einige nette mathematische Visualisierungen (das Frauenproblem), kurzum, perfekte Unterhaltung mit einem klitzekleinen Schuß "mehr".

Interessant übrigens, daß man den Wechsel der Jahreszeiten heutzutage nicht mehr mit Überblendungen, sondern mit CGI-Tricks darstellt.