Bloody Sunday GB/Irland 2001 107 Minuten
Buch
und Regie: Paul Greengrass
nach dem Buch: "Eyewitness Bloody
Sunday" von Don Mullan
Kamera: Ivan Strasburg
Schnitt: Clare Douglas
Musik: Dominic Muldoon
Darsteller: James Nesbitt Tim Pigott-Smith Nicholas Farrell Gerard McSorley Kiera Clarke Allan Gildea Gerard Crossan
Mary Moulds Carmel McCallion Declan Duddy Chris Villiers u. a.
Weitere Informationen: www.berlinale.de
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Minds Locked ShootLive von der Berlinale: Bloody Sunday
Freitag Nacht in Berlin. 23.30 Uhr: Spätvorstellung im Royal-Palast am Bahnhof
Zoo, neben dem Europacenter. Das Umfeld könnte nicht besser sein für eine
solche Geschichte.
Der Film endet mit dem unvermeidlichen Song der irischen Popgruppe U2. "How long
must I sing a song", fragt der aus Dublin stammende Frontmann der bekannten Kapelle
recht pathetisch. Vielleicht so lange, bis es ein solcher Film in den Wettbewerb
der Berlinale schafft.
Im Jahre 1972 gab es in Derry, was die Briten noch immer, in der Besatzersprache,
Londonderry nennen, eine Bürgerrechtbewegung. Der Film zeigt die sich anbahnende
Gewalt auf eine subtile Weise: Der nordirische Abgeordnete Cooper (James Nesbitt)
ist der Anführer dieser Bewegung. Für den 30. Januar 1972, einen Sonntag,
kündigt er auf einer Pressekonferenz einen friedlichen Marsch durch die Stadt
an.
Der kommandierende englische Offizier stellt ebenfalls auf einer Pressekonferenz
sicher, dass für alle mögliche Gewalt von vorneherein nur die Gegenseite
verantwortlich zu machen sei. Schließlich sei das doch das Gesetz.
Filmisch eingefangen mit einer Digitalkamera, baut sich ein gefährliches,
unruhiges, hastiges Klima auf. Ein 17-Jähriger Katholik ist am Abend zuvor
mit seiner Freundin beim Kinder hüten, um zwischen den Schreien des Babys,
einige Augenblicke der Zärtlichkeit zu genießen. Es werden die letzten
sein.
Eine Gruppe Fallschirmspringer der britischen Armee bereitet sich auf den Einsatz
vor. Sie sollen Ihren Offizier stolz machen, indem sie ein paar der Anführer
der vermeintlichen Störenfriede beseitigen. Sie kamen erst in der Nacht zuvor
in die Stadt.
Wie haben wir uns diesen Bloody Sunday immer vorgestellt?
Vielleicht in der Form, dass eine wütende Menschenmasse auf ein Heer von
Bewaffneten zumarschiert und sich abschlachten lässt. Der Film stellt die
Hintergründe dieser Geschichte jedoch deutlicher und besser dar. Die Trostlosigkeit
der Ghettos, dass Leben in einer militärischen Auseinandersetzung, wo selbst
der Schulweg der Kinder zu lebensbedrohlichen Situationen führen kann; diese
grauen Bilder fängt Greengrass mit ein.
Am Eingang der Bogseide, jenes berühmten katholischen Ghettos, werden die
Marschierer durch die Armee eingekesselt und langsam in die Enge getrieben. Eine
unübersichtliche Situation zwischen Barrikaden, halbzerfallenen Häusern
und Panzerwagen der britischen Armee. Die Fallschirmspringer postieren sich im
Hinterhalt. Die Gruppe der Marschierer gerät in immer panischere Zustände,
als das Feuer auf sie eröffnet wird. Die Szenen werden lange und bleiern
dargestellt, hierbei beruft sich Paul Greengrass auf Augenzeugenberichte.
Siebenundzwanzig unbewaffnete Menschen werden niedergeschossen. Dreizehn Menschen
sterben an diesen Sonntag. Polizei und Armee bemühen sich um eine Rechtfertigung
der Vorfälle. So werden etwa die Tatorte abgesperrt, und den Rettungswagen
wird die Einfahrt verweigert. Freunde wollen unseren 17-Jährigen Liebhaber
vom Vorabend schwer verletzt in ein Krankenhaus fahren. Der Wagen wird aufgehalten,
da die Briten dringend bewaffnete Demonstranten benötigen. Die Soldaten verstecken
eine Nagelbombe in der Jacke des sterbenden Jungen.
In ihren Aussagen sahen die britischen Soldaten plötzlich lauter bewaffnete
Demonstranten, die auf sie schossen und Bomben werfen wollten. Den Ordnungskräften
ist es nicht gelungen auch nur eine dieser Waffen und Bomben am Tatort zu finden.
Die Führung stellt zufrieden fest, dass zumindest Ruhe in Londonderry sei,
in dieser Nacht.
Der Abgeordnete Cooper trägt das Unfassbare der Presse vor, er wird darauf
verweisen, dass dies das Ende der Bürgerrechtsbewegung in Derry sei, und
in dieser Nacht zahlreiche junge Männer und Jugendliche der IRA in die Hände
laufen werden. Der Film endet mit dem Hinweis, dass der oberste englische Richter
festgestellt hat, dass die britischen Soldaten nach Recht und Gesetzt gehandelt
haben. Später werden Sie von der Queen geadelt werden.
Als wir das Kino verlassen regnet es in Berlin. Dieser Film wird keinen Preis auf der
Berlinale gewinnen, aber er ist im Wettbewerb gelaufen … …
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