Anzeige:
Sofie Lichtenstein: Bügeln. Protokolle über geschlechtliche Handlungen




Februar 2002
Thomas Vorwerk
für satt.org

Brenne im Wind
(Brucio nel vento)

Italien/Schweiz 2001


Brenne im Wind (Brucio nel vento)

Regie:
Silvio Soldini

Buch:
Doriana Leondeff, Silvio Soldini

Lit. Vorlage:
Agota Kristof

Kamera:
Luca Bigazzi

Schnitt:
Carlotta Cristiani

Musik:
Giovanni Venosta

Darsteller:
Ivan Franek (Tobias), Barbara Lukelova (Caroline), Ctirad Götz (Janek), Caroline Baehr (Yolande), Cécile Pallas (Eve), Petr Forman (Pavel), Zuzana Mauréry (Katy), Pavel Andel (Kristof), Jitka Jezkova (Mutter)

Weitere Informationen:
www.berlinale.de



Berlinale-Wettbewerbsbeitrag:

Brenne im Wind
Brucio nel vento



Der kleine Tobias liebt zwar seine Mutter, kommt aber nicht damit klar, daß er keinen Vater hat und seine Mutter betteln und anschaffen muß, um die beiden zu ernähren. Als er dann auch noch erfährt, daß sein Vater der Lehrer ist, der ihm immer so unheimlich erscheint, schnappt er sich kurzerhand ein Messer, sticht dem Schlafenden mit voller Kraft in den Rücken und rennt von Zuhause weg.

Von einem Dorf "ohne Namen", in einem "Land, das keine Rolle spielt" geht er immer weiter nach Westen, und landet schließlich in der französischen Schweiz in einem Erziehungsheim.

Unter falschem Namen beginnt er ein neues Leben. Seit zehn Jahren arbeitet er in einer Uhrenfabrik, wie viele seiner Landesgenossen leidet er unter den Bedingungen, doch er weigert sich beispielsweise, auf die Aufmerksamkeiten von Yolande einzugehen, weil er auf "Line" wartet, die Frau seines Lebens. Line war in der ersten Klasse seine Sitznachbarin, die Tochter des Lehrers, und somit seine Halbschwester. Da erkennt er Line wieder, sie arbeitet in seiner Fabrik, ist verheiratet und hat ein Baby. Er verfolgt sie bis zu ihrem Haus, immer wieder, und spricht sie schließlich in der Kantine an. Eine unmögliche Liebe?

"Brucio nel vento" beginnt sehr bildgewaltig und literarisch, denn Tobias versucht seine Unzufriedenheit als Autor auszudrücken. Langsam entwickelt sich die Geschichte, man lernt seine Einwanderer-Kollegen kennen, und mit dem Auftauchen von "Line" betritt der Film ein völlig neues Terrain, aus dem Sozialdrama um einen verstörten jungen Mann wird eine Liebesgeschichte. Allerdings bleibt natürlich der Background, wodurch dem an sich mehr als unwahrscheinlich klingenden Plot eine Dichte verliehen wird, die den Film zu einem Erlebnis machen, wie schon der sehr viel leichtere "Pane e Tulipani" vom selben Regisseur/Autorin-Gespann zuvor.