All about Lily Chou-Chou Japan 2001
Buch und Regie: Shunji Iwai
Kamera: Noboru Shinoda
Schnitt: Daisuke Udaka, Yujiro Yamamoto, Yoshiharu Nakagami
Musik: Takeshi Kobayashi
Darsteller: Hayato Ichihara (Yuichi Hasumi), Shugo Oshinari (Shusuke Hoshino), Ayumi Ito (Yoko Kuno), Yu Aoi (Shiori Tsuda)
Weitere Informationen: www.berlinale.de
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Berlinale-Panorama:
All about Lily Chou-Chou
Das Leben am Anfang der Pubertät ist ein einziger Spießrutenlauf. Wenn man Yuichi das Glück hat, einen Freund zu finden, ist es noch halbwegs erträglich. Doch nach einem gemeinsamen Sommerurlaub wird aus Hoshino, dem zunächst in sich gekehrten, schweigsamen Jungen mit der großzügigen und erstaunlich jungen und attraktiven Mutter, ein rücksichtsloser (Jugend-)Bandenchef, der seinen zuvor einzigen Vertrauten ebenso ausnutzt wie alle anderen. Yuichi wird gedemütigt und bestohlen, er muß seine Klassenkameradin, die für Hoshino älteren Männern gefällig ist, bewachen, Mobbing gehört zur Tagesordnung, sexuelle Nötigung und Selbstmordgedanken werden auch fast alltäglich.
Die einzige Zuflucht einiger der Kinder ist die Musik Lily Chou-Chous und die Diskussion über Lily, ihr Talent und den von ihr durchdrungenen Äther in einem Chatraum auf der Homepage, die "Philia" Lily gewidmet hat. SMS-ähnliche Meldungen durchschneiden immer wieder die Leinwand, in den Augenblicken größter Not besinnt sich Yuichi auf die Gespräche unter Lilys Fans. "Blue Cat" und "Philia" freunden sich über die gemeinsame Vorliebe für Lily im Internet ein wenig an, deuten auch ihre Probleme mit der Umwelt an, und finden neuen Mut in der Musik Lilys und ihren Internet-Bekanntschaften.
Als ein Konzert Lilys ansteht, treffen sich dort auch Yuichi, Hoshino und Kuno, eine weitere Klassenkameradin, der genauso übel mitgespielt wird, und auf die Yuichi heimlich steht, unter anderem, weil sie als Pianisten, die sich mit Debussy, einem musikalischen Vorfahr Lilys auskennt. Nicht alle werden das Konzert erleben oder überleben …
Shunji Iwai gelingt ein umfassender Einblick in die Welt junger Japaner mit ihren Problemen und Hoffnungen. Die elektronischen Messages und der gänzlich von den jugendlichen Darstellern auf Video festgehaltene Ausflug nach Okinawa geben dem Film eine besondere Ästhetik, doch die eindringlichsten Bilder sind die vom Terror im Klassenzimmer und den nächtlichen Ausflügen auf dem Fahrrad, die manchmal erschreckend enden. Das Bild der japanischen Jugend ist geprägt von Gewalt und Verbrechen, in großem Stil werden Plattenläden bestohlen oder "Schutzgelder" erpresst, die Ausflucht in die Scheinwelt von Lilys Äther, die Aufnahmen voller Ruhe, mit einem Diskman im Reisfeld stehend, erscheinen nachträglich wie aus einer anderen Welt.
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