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Februar 2002
Andreas Geil
für satt.org

Der Felsen
(A Map Of The Heart)

Deutschland 2001
116 Minuten

Der Felsen

Regie:
Dominik Graf

Buch:
Markus Busch, Dominik Graf

Kamera:
Benedict Neuenfels

Schnitt:
Hana Müllner

Musik:
Dieter Schleip

Darsteller:
Karoline Eichhorn
Antonio Wannek
Sebastian Urzendowsky
Ralph Herforth
Peter Lohmeyer
Soraya Gomaa
Christian Munteanu
Max Richter
Marlon Kittel
Martin Reinhold
Caroline Schreiber
Ulrich Gebauer
Dirk Borchardt

Weitere Informationen:
www.berlinale.de



Berlinale-Wettbewerbsfilm:

Der Felsen
A Map Of The Heart

Wie Dominik Graf versuchte Peter Handke zu verfilmen …



Am Morgen lief im ARD-Morgenmagazin der tägliche Beitrag zur Berlinale, mit einer völlig durchgeknallten Anke Engelke. Sie stellte uns den männlichen Hauptdarsteller des Films, Antonnio Wannek, als neuen Shootingstar vor. Der junge Mann, welchen wir bereits am Abend zuvor beim verlassen des Berlinale-Palasts bewundern durften, wirkte ziemlich bekifft. Ähnlich umständlich wie in Grafs Sozialarbeitergeschichte verhielt er sich bei der schrillen Frau Engelke. Schließlich freute sich der Kollege Vorwerk noch, dass er nicht den Veriss zu diesem Film schreiben müsse.

Wohlgemerkt, der Film hat starke Szenen und gute Schauspieler.
Die Geschichte spielt auf der Insel Korsika, was wohl auch den Rahmen des Films festlegt. Die karge Landschaft, das Meer, die Sonne, eine sich ausbreitende Langeweile. Im Vorfeld wurde häufig die digitale Kamera erwähnt, mit welcher der Film gedreht wurde.
Aber die sehr schönen Bilder sind durch die Methode einer absoluten Übertreibung wertlos geworden.

Katrin, gespielt von einer sehr, sehr guten und überzeugenden Karoline Eichhorn, verbringt die letzten Tage ihrer Beziehung mit Jürgen auf der Insel. Der drollige und proletenhafte Architekt ist natürlich verheiratet und auch noch Katrins Chef. Da Jürgens Frau schwanger ist, will er sich von ihr trennen. Sie bleibt also am Urlaubsort zurück.
Betrunken in der Nacht lernt sie zwei private Sicherheitsmänner kennen, welche sie in einer fremden Wohnung, vor den Augen eines Dritten, verführen wollen. Dann lernt Katrin Malte kennen, und es entwickelt sich eine sonderbare Beziehung zwischen ihnen.
Malte (Antonio Wannek) ist 18, kommt aus Berlin und war vorher im Knast. Jetzt ist er auf der Insel, in einer unerklärten Resozialisierungsmaßnahme, in einem Camp.
Sein kleiner Bruder Kai ist auf der Suche nach neuen Eltern, unter den deutschen Touristen am Strand.

Natürlich entwickelt sich ein Chaos, was die ganze Geschichte ins Absurde führt. Das geht in etwa so:
Katrin und Malte fliehen, der Sozialarbeiter folgt mit Kai, eine Waffe kommt ins Spiel; Malte, Katrin und Kai fliehen. Jürgen ist gar nicht bei seiner Frau, sondern vergnügt sich mit einer hübschen Kellnerin.
Malte treibt es mit Katrin, Kai schaut zu. Malte zerstört das Auto von Katrin, welche sich in den Bergen verläuft. Malte verschreckt die "neuen" Eltern von Kai. Kai will sich was antun, der Sozialarbeiter rettet ihn. Malte überfällt Jürgen, der in der Intensivstation landet …

Es gab einige gute Bücher von Peter Handke vor ca. zwanzig Jahren die versucht haben, ein solches inneres Chaos nach außen zu bringen. Diese Bücher waren gelungen und hatten Gegner und Liebhaber.
Dominik Graf hat versucht eine Geschichte zu erzählen die er selbst nicht in den Händen hielt. Die großen Themen die er angibt auf Film gebannt zu haben, sind ihn gänzlich entglitten. Die Musik ist ebenso aufgeladen und klischeehaft wie überladen.
Offensichtlich ist auch, das der für die Musik zuständige Dieter Schleip ein wahrer Peter Gabriel-Fan ist.

Mein Freund Franz beendete unser Gespräch über den Film mit der Bemerkung: "Na ja der Film wird eh als kleines Fernsehspiel beim ZDF landen, da gehört er auch hin."