8 Femmes Frankreich 2001
Buch und Regie: Francois Ozon (nach einem Bühnenstück von Robert Thomas)
Kamera: Jeanne Lapoirie
Darsteller: Catherine Deneuve, Isabelle Huppert, Emmanuelle Béart, Fanny Ardant u. a.
Gosford Park GB/USA 2001
Regie: Robert Altman
Buch: Julian Fellows (nach einer Idee von Robert Altman und Bob Balaban)
Kamera: Andrew Dunn
Darsteller: Kelly Macdonald, Maggie Smith, Emily Watson, Michael Gambon, Kristin Scott Thomas, Jeremy Northam u. a.
Weitere Informationen: www.berlinale.de
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Berlinale-Doppelpack:
8 Femmes | Gosford Park
Zwei "Whodunits" von etaiblierten Regisseuren, die die Regeln dieses angestaubten Genres natürlich allenfalls als Startpunkt ihrer Filme verstehen.
Die "acht Frauen", allesamt Shooting- oder Superstars des französischen Kinos, zeichnen sich vor allem durch ihre durchgestylte Superpräsenz aus. Ähnlich wie in "Smoking/No Smoking" ist das Personal des Films schon durch den Titel etwas eingeschränkt, das männliche Mordopfer sieht man allenfalls mal von hinten in irgendwelchen Rückblenden (gibt es in Whodunits "unreliable narrators" …?), und das einzige Gesicht, das man noch in diesem Film sieht, ist eine nette Idee, die ich hier nicht kaputtmachen will.
Kostüme und Ausstattung sind natürlich exquisit, bereits der Vorspann, der die Namen der Darstellerinnen über unterschiedlichen Blumen zeigt, deutet bereits einiges an. Die große Erneuerung für das Genre des Kriminalfilms ist natürlich eine typisch französische Erfindung, wobei sich Ozon als ernstzunehmender Nachfolger von Jacques Demy zeigt.
Isabelle Huppert hat die beste Rolle und die schönste Einstellung des Films (Spritze!) für sich. Superzickig und giftig nörgelt sie an allem herum, weil sie mit sich selbst nicht zufrieden ist, und es ist das reine Vergnügen, sie dabei zu beobachten. Die andere Darstellerin, die (neben Danielle Darrieux) zumindest für mich heraussticht, ist Ludovine Sagnier, die als jüngste des Ensembles die Entwicklung zur Divahaftigkeit noch vor sich hat, und dadurch vielleicht auch ein wenig Natürlichkeit in die Produktion einbringt, insofern das überhaupt möglich ist.
Robert Altmans Abstecher nach England ist nicht annähernd so farbenfroh wie die französische Variante, aber das hätte wohl auch niemand erwartet. Die Unterschiede in Ausstattung und Kostümwahl dieser sehr national geprägten Filme könnten nachvollziehbarer kaum sein, aber die Unterschiede in der Charakterzeichnung und Geschichte sind wahrscheinlich noch interessanter. Altman scheint es überhaupt nicht um den Mord zu gehen. Man sieht zuvor etwa sieben bis acht Mal Giftflaschen, Jagdgewehre und Tranchiermesser, bis die Mordinstrumente dann endlich zum Einsatz kommen.
Die Geschichte dreht sich (wie so oft bei Altman) um diverse Figuren, um die Klassenunterschiede zwischen dem englischen Landadel und den Bediensteten, die zur Vermeidung von Mißverständnissen teilweise gleich ihres Namens beraubt werden. Natürlich geht auch hier die Lady mit dem Valet und der Sir mit dem Küchenmädchen ins Bett, nur ist das sehr viel "skandalöser!" als in Frankreich.
Die Geschichte ist etwas vielschichtiger als bei Ozon und die Auflösung sehr viel befriedigender (auch, wenn man auf die üblichen Agatha Christie-Tricks zurückgreifen muß), aber dafür ist der Humor auch etwas zurückgenommen, halt typisch britisches Understatement.
Unter der großen Schar von Darstellern fielen besonders positiv auf: Maggie Smith als der Supersnob, Kelly Macdonald ("Trainspotting") als roter Faden und "Closure" der Narration, Ryan Philippe als besonders zwielichtige Gestalt, die dann aber auch ihre verdiente Strafe erhält, und natürlich Michael Gambon ("The Singing Detective") als Hausherr und Emily Watson als Mädchen für alles.
Nach wie vor wage ich stark zu bezweifeln, ob das Genre "Whodunit" eine Existenzberechtigung hat. Aber was diese zwei Regisseure aus so einem langweiligen Genre machen, ist durchaus sehenswert.
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