Lost in La Mancha GB 2001
Buch und Regie: Keith Fulton, Louis Pepe
Kamera: Louis Pepe
Schnitt: Jacob Bricca
Musik: Miriam Cutler
Animation: Stefan Avalos, Chaim Bianco
Erzähler: Jeff Bridges
Personen: Terry Gilliam, Johnny Depp, Jean Rochefort, Nicola Percorini und der Rest der Crew von "The Man who killed Don Quixote"
Weitere Informationen: www.berlinale.de
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Berlinale-Panorama:
Lost in La Mancha
Zehn Jahre lang hatte Terry Gilliam, der Ausnahmeregisseur hinter solch Filmen wie "Brazil", "The Fisher King" oder "Twelve Monkeys", mit dem Gedanken gespielt, Cervantes "Don Quixote" zu verfilmen. Keine "straight" Literaturverfilmung, sondern eine Story, die mit einem zusätzlichen Twist dem Plot eine weitere Realitätsebene zufügt. Im September 2000 begannen dann endlich die Dreharbeiten, die Keith Fulton und Louis Pepe, zwei Dokumentarfilmer, die schon die Produktion von "Twelve Monkeys" begleitet hatten, bereits acht Wochen vor der ersten Klappe verfolgten. Nachdem Gilliam das Kunststück fertiggebracht hatte, nach seinem letzten europäischen Film, "The Adventures of Baron Munchhausen", über den er nicht mehr gerne spricht, aber 32 Millionen Dollar einzig von europäischen Investoren zusammen zu bekommen, begann ein internationales Team mit der Pre-Pruduction. Kostüme und Sets wurden entworfen, man suchte nach Drehorten, als Hauptdarsteller wurden Jean Rochefort, Johnny Depp und Vanessa Paradis gecastet.
Bereits in diesem frühen Status scherzt Gilliam darüber, daß er nicht davon ausgeht, mit 32,1 Millionen Dollar den Film so realisieren zu können, wie es ihm vorschwebt, aber, wie er sagt, er könne er nur kreativ tätig werden, wenn das Unmögliche von ihm erwartet würde. Von Gilliams Kampf gegen die Windmühlen der Realität handelt dieser Film. Nach sprachlichen Problemen, einer untauglichen Soundstage, einer Hauptdarstellerin, die sich weigert, ihren Vertrag zu unterzeichnen, und anderen Kleinigkeiten, sind zumindest die ersten Probeaufnahmen von Rochefort in seiner "selbstgebastelteten" Rüstung und den drei Darstellern der "Riesen" ziemlich vielversprechend. Die Dreharbeiten beginnen, und das Schicksal nimmt seinen Lauf. Wenn nicht F-16-Düsenflieger über den Drehort ballern, ziehen Wolken auf oder es beginnt zu donnern. Die Aufnahmen einer mittelalterlichen "Chain-Gang" scheitern daran, daß die Extras nicht bei den Probeaufnahmen anwesend war, keiner aber Gilliam davon informiert hatte. Am zweiten Tag beginnt es zu stürmen und gießt plötzlich wie aus Eimern. Das Equipment wird zwar gegen den Sturm geschützt, wird aber teilweise von den Regenfluten weggeschwemmt. Die Landschaft hat plötzlich durch das Unwetter ein völlig anderes Aussehen. Selbst als die Schlammpfützen nach zwei Tagen getrocknet sind, stimmt die Farbe überhaupt nicht mehr mit den ersten Aufnahmen überein, und der Hauptdarsteller hat gesundheitliche Probleme. Während man sich mit Versicherungsagenten streitet, inwiefern die Unglücke als "force majeure" erstattet werden, wollen die Produzenten den Assistant Director feuern und Rocheforts Arzt kommt mit einer Hiobsbotschaft nach der anderen. Schließlich hat der Film nur sechs Drehtage, bevor man ihm den Gnadenschuß gibt, die Kostüme wieder eingepackt werden und Gilliam sich mit der Versicherungsgesellschaft um die Rechte streiten darf.
Fulton und Pepe dokumentieren das Erliegen der Produktionsmaschinerie mit einem gehörigen Schuß Galgenhumor, der aber auch von den Mitarbeitern kommt ("Als nächstes wird es anfangen zu schneien …"). Die Einblicke in die wenigen geglückten Aufnahmen werden ergänzt durch animierte Storyboards von Gilliam, die er auch selbst mitsynchronisiert. Ferner gibt es noch einige Animationen der Gustave Doré-Stiche zu "Don Quichote" und eine "Terry Gilliam Picture Show", die im Stil seiner Monty-Python-Filme einige Stationen der Karriere Gilliams nachzeichnet. Für jeden Gilliam-Fan ein Fest.
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