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Februar 2002
Thomas Vorwerk
für satt.org

Monster's Ball
USA 2001

Marc Forster: Monster's Ball

Regie:
Marc Forster

Buch:
Milo Addica, Will Rokos

Kamera:
Roberto Schaefer

Schnitt:
Matt Chesse

Darsteller:
Billy Bob Thornton (Hank Grotowski), Halle Berry (Leticia Musgrove), Peter Boyle (Buck Grotowski), Heath Ledger (Sonny Grotowski), Sean Combs (Lawrence Musgrove), Mos Def (Ryrus Cooper), Coronji Calhoun (Tyrell Musgrove)

Weitere Informationen:
www.berlinale.de



Berlinale-Wettbewerb:

Monster's Ball


Die Familie Grotowski besteht aus Vollzugsbeamten. Großvater Buck und sein Sohn Hank gehör(t)en zu den härtesten Wärtern im Knast, nur Sonny, der Jüngste, läßt etwas an Härte vermissen. Er erinnert seine (Vor-)Väter an die "schwachen" Frauen, die es meist nicht lange in der Familie ausgehalten haben. Auch fehlt ihm der alles durchdringende Hass (insbesondere gegenüber Schwarzen), der sonst die männlichen Grotowskis verbindet. Aber auch entzweit.

Nachdem Sonny bei der Hinrichtung des lange Zeit in der Todeszelle schmachtenden schwarzen Zeichentalents Lawrence Musgrove dem druck nicht standhält und sich übergibt, eskaliert es zwischen ihm und seinem Vater, der zwar keinerlei Gefühle gegenüber seinem "Opfer" empfindet, aber es als seine Pflicht empfindet, dem zu tötenden seinen letzten Gang zu erleichtern. Sonny jedoch hatte dem mittlerweile verstorbenen Musgrove den letzten Gang versaut und verdient sich damit den väterlichen Hass in Reinkultur. Nicht, daß Hank jemals etwas für seinen Schwächling von einem Sohn übergehabt hätte …

Als der Streit, der in der Institution von Wärterkollegen unterbrochen wurde, zuhause aufgefrischt wird, ist plötzlich eine Pistole im Spiel. Nachdem Sonny von seinem Vater die Beichte erzwingt, daß er ihn immer gehasst habe, gibt er zurück, er habe seinen Vater immer geliebt. Und erschießt sich.

Hank kündigt kurz darauf und wird damit auch in den Augen seines Vaters zu einem Schwächling. Buck, der älteste lebende Grotowski, schied nur aus dem Dienst aus, weil er gesundheitlich nicht mehr in der Lage war, seinen Job auszuführen. Jetzt sitzt er im Rollstuhl vor dem Fernseher und wird künstlich beatmet.

Hank versucht, das Wohlwollen seines Vaters wiederzugewinnen und kauft eine Tankstelle. Und dann verliebt er sich auch noch in eine Schwarze, deren Kind er nicht retten konnte. Und natürlich ist das auch noch die Witwe von Lawrence Musgrove …

"Monster‘s Ball" ist ein Film über den Hass und wie schwer es ist, ihm zu entkommen. Billy Bob Thornton lernt durch seine Frauenbekanntschaft langsam, auch in Farbigen Menschen zu erkennen, doch sein Vater reagiert nicht besonders gut auf Leticia …

Der Film lebt vor allem von seinen Darstellern. Halle Berry, für den Oscar nominiert und auch bei der Berlinale für diese Rolle ausgezeichnet, konnte mich leider nicht überzeugen. Peter Boyle hingegen, dessen Darstellung bei manchen Kritikern durchfiel, gefiel mir recht gut. Aber vielleicht hängt das auch damit zusammen, daß ich bei Peter Boyle an "Clyde Bruckman‘s Final Repose", "Taxi Driver" und "Young Frankenstein" denken muß, bei Halle Berry aber an "The Flintstones" und "Swordfish". Billy Bob Thornton legt seine übliche Show hin und lässt den Zuschauer alle Emotionen auf sein unbewegliches Gesicht projizieren. Und Heath Ledger ("A Knight‘s Tale") tut auch sein Bestes.

Doch zumindest für mich funktioniert der Film nicht. Die Auseinandersetzungen der Witwe mit ihrem freßsüchtigen Sohn erscheinen mir ebenso klischeehaft wie das abermal durchgekaute Thema der Todesstrafe, trotz aller Bemühungen kann "Monster‘s Ball" keine neuen Sichtweisen eröffnen, und trotz diverser gelungener Ansätze ist das Ergebnis kein Film, der mich wie "The War Zone" oder "Boys don‘t Cry" bewegt und verstört, sondern nur ein Film, der ähnliches vielleicht unter anderen Umstände hätte vollbringen können.