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Februar 2002
Thomas Vorwerk
für satt.org

Bad Guy
Na-bbun-nam-ja

Republik Korea 2001


Buch
und Regie:
Kim Ki-Duk

Kamera:
Hwang Chul-Hyun

Schnitt:
Hahm Sung-Won

Musik:
Park Ho-Joon

Darsteller:
Cho Jae-Hyun (Han-Gi), Seo Won (Sun-Hwa), Kim Yoon-Tae, Choi Duk-Moon, Choi Yoon-Young, Shin Yoo-Jin, Kim Jung-Young

Weitere Informationen:
www.berlinale.de



Berlinale-Wettbewerb:

Bad Guy
Na-bbun-nam-ja



Der Trailer von Kim Ki-Duks drittletztem Film, "The Isle", der seit einem guten Monat in ausgesuchten bundesdeutschen Kinos läuft, hatte mich mehr als nur ein wenig neugierig gemacht. Die Bilder eines versinkenden Vogelbauers mit Inhalt oder jene Szene mit dem Angelhaken, die laut Presseheft zu "Bad Guy" einige Zuschauer ohnmächtig werden ließ, besitzen eine ästhetische wie cineastische Kraft, die man selten sieht. Aber das stressige Semesterende und die Berlinale verhinderten meinen Kinobesuch, und stattdessen schaute ich mir den neuesten Film des Koreaners im Rahmen des Wettbewerbs an.

Han-Gi, Rausschmeißer eines Bordells und ein ebenso mundfauler wie unangenehmer Zeitgenosse, sieht auf einer Parkbank das adrette Mädchen Sun-Hwa sitzen. Offensichtlich angetan, setzt er sich zu ihr, woraufhin sie den Platz wechselt, als aber auch schon ihr etwas schmalbrüstiger, Brille tragender Freund kommt, dem sie von der Belästigung erzählt. Han-Gi trollt sich inzwischen, überlegt es sich dann aber doch anders und küsst Sun-Hwa ausgiebig gegen ihren Willen. Selbst ihr aufgebrachter Freund und einige Uniformierte können es mit Gewalt nicht schaffen, Han-Gi dazu zu bewegen, sich für seine Tat zu entschuldigen, was Sun-Hwa dringend fordert. Als Antwort spuckt sie ihm ins Gesicht.

Mithilfe eines elaborierten Plots und seinen Unterwelt-Freunden sorgt Han-Gi im Anschluß daran, daß Sun-Hwa, die er fortwährend beobachtet (unter anderem auch dabei, als ihr Freund sie zum Besuch eines Stundenhotels überreden will und dafür einen Tritt gegens Schienbein kassiert), auch auf die schiefe Bahn gerät und schließlich dort anschaffen muß, wo auch er arbeitet, wodurch er sie mithilfe eines als Spiegel getarnten Observierungsfensters bei Ausübung ihrer Tätigkeit beobachten kann.

Soweit der Ausgangspunkt der Geschichte, eine Mischung aus "Paris, Texas" und "Irma La Douce", am Schluß mit einem Spritzer "Back to the Future", aber inszeniert mit der Mentalität eines Takeshi Kitano oder Sam Peckinpah, wobei diese Vergleiche dem Film eindeutig zuviel Ehre machen. In einer Abfolge von Brutalitäten und erzwungenen Beischlaf-Szenen soll der Zuschauer eine Art von verzweifelter Hass-Liebe erkennen, was zumindest mir aufgrund der fehlenden Motivation des Films nicht gelang. Mancheiner mag es ja dem Film hoch anrechnen, daß seine Hauptfigur eine Mischung aus der Marvelfigur Wolverine und dem DS9-Charakter Morn ist (heilt schnell und sagt nichts), aber die zusammengeklauten Motive aus allesamt besseren Filmen und Geschichten können bei aller ästhetischen Überhöhung größtenteils nur zwei Gefühle beim Zuschauer evozieren: Abscheu und Langeweile. Gemeinsam mit dem unfreiwillig erscheinenden Humor des Films erscheint mir dies aber keine Rechtfertigung eines Kinobesuchs.

Immerhin läßt dieser Film wohl kaum jemanden kalt, und er bietet ein ähnlich gutes Streitobjekt wie "Romance", "Baise-Moi" oder seinerzeit "Straw Dogs". Doch all diesen Filmen würde ich eher eine Existenzberechtigung bescheinigen als "Bad Guy". Und "The Isle" (der auch noch die selben Hauptdarsteller hat) schaue ich mir jetzt natürlich auch nicht mehr an.