Die Schiffsmeldungen
(The Shipping News) USA 2001
Regie: Lasse Hallström
Buch: Robert Nelson Jacobs
Lit. Vorlage: E. Annie Proulx
Kamera: Oliver Stapleton
Schnitt: Andrew Mondshein
Musik: Christopher Young
Darsteller: Kevin Spacey (Quoyle), Julianne Moore (Wavey Prowse), Judi Dench (Agnis Hamm), Cate Blanchett (Petal), Pete Postlethwaite (Tert Card), Scott Glenn (Jack Buggit), Rhys Ifans (Beaufield Nutbeem), Gordon Pinsett (Billy Pretty), Jason Behr (Dennis Buggit), Alyssa, Kaitlyn & Lauren Gainer (Bunny)
Weitere Informationen: www.berlinale.de
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Berlinale-Wettbewerbsfilm:
Die Schiffsmeldungen The Shipping News
Lasse Hallström, der zuletzt mit "The Cider House Rules" Oscars für seinen Drehbuchautor John Irving und seinen Nebendarsteller Michael Caine einheimste, läßt einen Film folgen, der vom Stil und der Atmosphäre sehr an den Vorgänger erinnert. Vor allem aber scheint er es drauf angelegt zu haben, Superstars der letzten Oscar-Verleihungen um sich zu scharen: Kevin Spacey ("American Beauty"), Julianne Moore ("Magnolia"), Judi Dench ("Shakespeare in Love"), Cate Blanchett ("Elizabeth") und Pete Postlethwaite ("In the Name of the Father").
Bei solchen Staraufgeboten ist eine gesunde Skepsis angebracht, doch Hallström ist seit jeher ein Regisseur,der von seinen Stars lebt. Eine frühe Reihe von Überblendungen zeigt aber, daß er auch filmsprachlich einiges zu bieten hat, und nahm damit zumindest mich erstmal wieder für sich ein.
Die Geschichte des Superlosers Quoyle, der nach dem fast gleichzeitigen Tod seiner Frau, seiner Mutter und seines Vaters (Friede seiner Asche) mit Tochter und Tante nach Neufundland fährt, obwohl er "not a waterperson" ist, um dann auch noch über Autounfälle und Schiffsmeldungen für das örtliche Käseblatt zu schreiben, bedarf eines ganz bestimmten Publikums, um ihren vollen Reiz zu entwickeln. Wenn sein Chefredakteur ihm einen Schnellkursus im Verfassen von Schlagzeilen gibt, tobt der Saal in der Pressevorführung.
Irgendwie geht es im Film um dunkle Familiengeheimnisse, (fast) übernatürliche Begebenheiten, die Natur des Menschen und tragische Unfälle. Die Musik, die schon beim Vorspann drumbetont auftrumpft, ist mitunter etwas enervierend, aber die Geschichte und insbesondere die Darsteller unterhalten ausgezeichnet. Was für ein glückliches Händchen Hallström mit seinen Schauspielern hat, zeigt schon, daß auch die nicht ganz so berühmten Akteure wie Pete Postlethwaite ("In the Name of the Father"), Scott Glenn ("The Silence of the Lambs") oder Rhys Ifans ("Notting Hill") voll überzeugen, ebenso wie die Drillinge Alyssa, Kaitlyn und Lauren Gainer als Bunny.
Rundum gelungene Mainstream-Unterhaltung und sicher wieder gut für diverse Oscar-Nominierungen (Ich schreibe dies am 11. Februar), aber eine Kleinigkeit muß ich noch mokieren: Meines Erachtens ist es untragbar, eine Vergewaltigungszene zu einer ästhetischen Fingerübung zu verklären, deren Schrecken sich einzig über die Tonspur vermittelt.
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