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Februar 2002
Thomas Vorwerk
für satt.org

Die Royal Tenenbaums
The Royal Tenenbaums

USA 2001

The Royal Tenenbaums

Regie:
Wes Anderson

Buch:
Wes Anderson, Owen Wilson

Kamera:
Robert Yeoman

Schnitt:
Dylan Tichenor

Musik:
Mark Mothersbaugh

Illustrationen:
Eric Chase Anderson

Darsteller:
Gene Hackman (Royal Tenenbaum), Anjelica Huston (Etheline Tenenbaum), Ben Stiller (Chas Tenenbaum), Gwyneth Paltrow (Margot Tenenbaum), Luke Wilson (Richie Tenenbaum), Owen Wilson (Eli Cash), Bill Murray (Raleigh St. Clair), Danny Glover (Henry Sherman), Seymour Cassel (Dusty), Kumar Pallana (Pagoda), Alec Baldwin (Erzähler), Stephen Lea Shepard (Dudley Heinsborgen), Grant Rosenmeyer (Ari Tenenbaum), Jonah Meyrson (Uzi Tenenbaum)

Weitere Informationen:
www.berlinale.de



Berlinale-Wettbewerb:

Die Royal Tenenbaums
The Royal Tenenbaums



Berlinale-Chef Dieter Kosslick zeigte sich hocherfreut, daß jeder der US-amerikanischen Wettbewerbsbeiträge auch bei den Oscar-Nominierungen bedacht wurde. "The Royal Tenenbaums" etwa für das beste Originaldrehbuch.

Der Beifall nach der Pressevorführung war überdurchschnittlich lange anhaltend. Vielleicht braucht das filmübersättigte Pressepublikum einfach solch eine quirlige Komödie, um bei Laune gehalten zu werden. Für mich persönlich zählt der Film zu den bisher überflüssigsten, die ich auf dieser Berlinale gesehen habe.

Andersons letzter Film "Rushmore" bestach durch seine einzigartige Erzählweise und Ästhetik, die hier wier 1:1 aufgegriffen wird. Nur, daß hier die emotionale Tiefe von "Rushmore" fehlt, alles ist nur noch eine oberflächliche Aneinanderreihung von teilweise sogar komischen Plot-Points. Es mag ja auch an mir liegen, aber keine der Figuren dieses Films erschien mir irgendwie besonders interessant. Gene Hackman scheint in einem Formtief gefangen, Anjelica Huston hat zumindest noch hin und wieder ein geheimnisvolles Lächeln vorzuweisen, Ben Stiller zeigt hier, warum ich überglücklich bin, mir "Zoolander" erspart zu haben, Gwyneth Paltrow hat selbst in der Badewanne und als Kind schwarzen Eyeliner als herausragende Charaktereigenschaft vorzuweisen und ansonsten lebt (oder stirbt) der Film einzig von Trainingsanzügen, Cowboyhüten, Stirnbändern und dem Hund Buckley.

Wenn man in "Halbe Treppe" zur Hälfte des Films darauf lauert, das Hans-Peter zurückkehrt, wird man enttäuscht, um später, wenn man schon nicht mehr daran denkt, mit seinem Comeback überrascht zu werden. Hans-Peters Äquivalent in diesem Film heißt Mordecai und der Vergleich zwischen einem Falken und einem Wellensittich zeigt sehr schön, daß nicht immer "size matters" und oberflächliche Vorteile über die wahre Größe keinerlei Auskunft geben können.

Als Comic (Eric Chase Andersons Illustrationen erinnern ein wenig an Jill Thompson) würde dieser Film vielleicht funktionieren, denn er besteht größtenteils aus Einzelbildern, die Bewegung der Filmbilder ist hier völlig unwichtig, selbst die Kamerafahrt am Ende (nach dem Tumult) sieht aus wie gemalt. Aber vielleicht erachtet sowas ja manch einer als gelungene Abwechslung oder gar filmsprachliche Innovation.