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Februar 2002
Thomas Vorwerk
für satt.org

Happy Times
Xingfu Shiguang

VR China 2000

Happy Times (Xingfu Shiguang)

Regie:
Zhang Yimou

Buch:
Gui Zi

Lit. Vorlage:
Mo Yan

Kamera:
Hou Yong

Schnitt:
Zhai Ru

Musik:
San Bao

Darsteller:
Zhao Benshan (Zhao), Dong Jie (Wu Ying), Li Xuejian (Li), Gong Jinghua (Tante Liu), Dong Lihua (Marna), Fu Biao (Fu), Leng Qibin (Fatty)

Weitere Informationen:
www.berlinale.de



Berlinale-Wettbewerb
(außer Konkurrenz):

Happy Times
Xingfu Shiguang



Zhao, ein Frührentner knapp über 50, ist auf der Suche nach einer neuen Frau. Da kommt ihm eine korpulente Witwe gerade recht. Nur dumm, daß er jener vormacht, er sei der Besitzer eines florierenden Hotels. Als seine Angebetete auch noch 50.000 Yuan als Hochzeitsgeschenk fordert, sieht er sich gezwungen, seine Notlügen in die Tat umzusetzen, und er richtet einen ausrangierter Bus her, um ihn stundenweise an junge Paare zu vermieten, die die schöne Aussicht in der Nähe genießen.

Doch auch dieser Plan gelingt nicht. Stattdessen bittet ihn seine Zukünftige, ihrer verhassten blinden Stieftochter einen Job im Hotel zu besorgen. Mit einigen arbeitslosen Freunden macht er sich daran, dem Mädchen ein Hotel vorzuspielen“, in dem sie angebliche Übernachtungsgäste (abermals seine Freunde) massieren soll. Doch Wu Jing ist nur blind, nicht doof, und schließlich sieht Zhao ein, daß er selbst viel blinder war als das Mädchen und deren Stiefmutter, denen er etwas vormachen wollte.

Wie schon bei seinen letzten zwei Filmen beschränkt sich Zhang Yimou wieder auf ein recht kleines Budget und eine eher alltägliche Geschichte. An manchen Stellen erhält man den Eindruck, daß einiges dogma-ähnlich improvisiert wurde, und das Zusammenspiel der Darsteller ist das schönste Kunststück dieses Films. Wenn einer der vermeintlichen Hotelgäste fast durch das zu große Kopfloch in der eilig hergestellte Massageliege fällt oder jemand zu blöd ist, dem blinden Mädchen wertlose Papierstücke anstelle von Geldscheinen zu geben (Nicht, daß sie das nicht ziemlich schnell merken würde …), dann entwickelt der Film eine Eigendynamik, die leider in der Expositionsphase vermisst wird.

Das Wichtigste an diesem Film scheint mir, daß Zhang Yimou wieder Filme drehen darf. Und auch wenn seine neueren Werke allenfalls ungeschliffene Rofdiamanten im Vergleich zu den Juwelen am Höhepunkt seiner Karriere sind, hat mich Zhang Yimou noch nie wirklich enttäuscht.