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März 2002
Thomas Vorwerk
für satt.org

666 - Traue keinem mit dem du schläfst!
Deutschland 2001

666 - Traue keinem mit dem du schläfst!

Buch
und Regie:
Rainer Matsutani

Kamera:
Hans-Günther Bücking, Dieter Deventer

Schnitt:
Hana Müller

Musik:
Henning Lohner

Darsteller:
Jan Josef Liefers (Frank Faust), Armin Rohde (Mephisto jr.), Sonsee Ahray Floethmann (Jennifer), Hanns Zischler (Mephisto sr.), Ralf Bauer (Ralf Bauer), Thure Riefenstein (Axel), Mariella Ahrens (Connie), Stefan Jürgens (Mephistos Scherge), sowie Boris Becker, Iris Berben, Bernd Eichinger, Verona Feldbusch, Heiner Lauterbach, Henry Maske, Rudolph Mooshammer, Claudia Schiffer, Hella von Sinnen



666 - Traue keinem mit dem du schläfst!


Die ersten Bilder dieses Film, den ich auf einer Sneak Preview sah, waren nicht besonders vielversprechend. Abgesehen davon, daß der Filmvorführer zunächst die "Constantin"-Fanfare zu einem leiernden Röcheln verzerrte und dann noch zweimal das Bildformat während des Vorspanns wechselte, was zu sekundenlangem Bildausfall führte, hatte ich erst den Eindruck, in einer Fortsetzung von "Rennschwein Rudi Rüssel" zu sitzen. Zu den Klängen von durchgängig nicht besonders überzeugender Filmmusik fing Frank Faust, unsere Hauptfigur, für ein kleines laut "Sultan! Sultan!" rufendes Mädchen ein gesprenkeltes Hausferkel ein, wobei er sich auch noch ziemlich einsaute. Währenddessen gab es bereits Zwischenschnitte auf Franks zuhause wartende Freundin Jennifer, die mit ihm zum Klassentreffen wollte.

Vor zehn Jahren (1991) hatte Frank es vollbracht, Jennifer ihrem gemeinsamen Klassenkameraden Ralf auszuspannen, was Jennifer inzwischen ein bißchen bereut, denn während Ralf ein national bekannter Schauspieler wurde, fährt Frank Taxi und schafft es im Verlauf dieses Abends, es sich gründlich mit Jennifer zu verscherzen.

Ein Jahr später (2002): Frank hat die selbstverschuldete Trennung nicht besonders gut verwunden, hat ein unübersehbares Alkoholproblem und soll sein Taxi abgeben. Stattdessen macht er einen Selbstmordversuch. Nicht, ohne zuvor noch mal bei Jennifer anzurufen, ob seine Chancen sich gebessert haben.

Sie haben nicht? Dann Tschüß!

Ein Bernhardiner rettet Franks Leben und offenbart sich danach als Mephisto jr., der ähnlich wie der Engel Clarence in "It’s a wonderful Life" seine Fähigkeiten unter Beweis stellen soll, indem er Frank, einem "direkten Nachfahren des Original-Fausts" seine Seele abschwatzt. Für die Versicherung, daß Jennifer in vier Wochen wieder in seinen Armen liegt, läßt sich Frank auf den Deal ein.

Mephistos Plan ist ganz einfach: Er verwandelt sich in Berühmtheiten und führt Frank als "besten Innenarchitekten Münchens" in die dortige Schickeria ein. Probleme gibt es nur, als Mephisto sich in Frank verliebt und ihn für sich behalten will, was wiederum Mephistos Papi, den Hollenfürsten, nicht besonders gefällt, denn der will sich zur Walpurgisnacht, wenn sich die ganze Höllenschar versammelt, nicht mit seinem schwulen Sohn, der nicht mal einen simplen Pakt durchführen kann, blamieren …

Es würde nicht schwer fallen, diesen Film niederzumachen, und viele meiner Kritikerkollegen haben sich daran gütlich getan. Da sind zum Beispiel inszenatorische Mängel und das Abdriften in derbste Komik zu erwähnen. Doch ich frage mich, warum man Kotzwitze und fehlgeleitete Erektionen bei Monty Python und den Farelly-Brüdern zu preisen weiß, sich hier aber daran stört. Festzustellen bleibt: ich habe verdammt laut gelacht. Auch an der Stelle mit dem "Golden Shower", als Ralf Bauer nach Erkundigungen über das Alter seiner minderjährigen Lebensretterinnen ein kühles Bad benötigt oder als aus einer Claudia Schiffer in Reizwäsche ein ebenso gewandeter Armin Rohde wurde. Das spricht jetzt vielleicht nicht für meinen exquisiten Geschmack, aber wenn man schon Unmengen von Geld für einen Film bezahlt, dessen Titel man nicht im Voraus weiß, versucht man sich doch ein wenig zu amüsieren. Und ich finde, daß sowohl die Verwicklungen des Drehbuchs als auch die Schauspielkunst Armin Rohdes einen großzügig darüber wegsehen lassen können, daß die Verwandlungen meist sehr sparsam inszeniert sind, es eine Menge Product Placement gibt und beispielsweise Scherze über die Bewohner von Höllenloch 6c oder politisch unkorrekte Darstellung von Homosexuellen mitnichten zu den wenigen Stärken dieses Films gehören.