Anzeige:
Sofie Lichtenstein: Bügeln. Protokolle über geschlechtliche Handlungen




März 2002
Thomas Vorwerk
für satt.org

Ich geh' nach Hause
Je rentre á la maison

Portugal/Frankreich 2001

Ich geh' nach Hause (Je rentre á la maison)

Buch
und Regie:
Manoel de Oliveira

Kamera:
Sabine Lancelin

Schnitt:
Valerie Loiseleux

Darsteller:
Michel Piccoli (Gilbert Valence), Antoine Chappey (Agent), Catherine Deneuve (Marguerite), John Malkovich (John Crawford), Sylvie Testud (Ariel)


Ich geh' nach Hause
Je rentre á la maison


Wenn Theater-Schauspieler die Bühne verlassen, dem Auge der Zuschauer in den Backstage-Bereich entfliehen, können sie entspannen. Nicht so in einer längeren Szene dieses Films, in der man die Darsteller nur hinter der Bühne, aber nicht bei Ausübung ihres Berufes sieht, wodurch die Welt sozusagen auf den Kopf gestellt wird.

Mit solchen Tricks spielt Regisseur Manoel de Oliveiro immer wieder. Man sieht etwa, wie Michel Piccoli ein Schaufenster betrachtet, dessen inhalt dem Zuschauer zunächst vorenthalten wird. Zusätzlich kann man auch nicht hören, was Piccoli hört, wenn er von Passanten angesprochen wird. Bei einem anderen Schaufenster sieht man die Schuhe, die sich Piccoli kurz darauf kauft, und die für etwa zehn Minuten zu den Hauptdarstellern des Films werden. Bei einem Gespräch hört man nur die Dialoge der Darsteller und sieht die feinen neuen Schuhe, die dem Gespräch ihre eigene Note geben. Wiederum etwas später wird der Zuschauer dann endgültig gefoppt, wenn er zu gern Piccolis Schuhtracht sehen würde, die Kadrierung aber das Geheimnis unterhalb seiner Schienbeine erst später preisgibt.

Die eigentlich Geschichte des Films ist dramatisch, doch auch sie wird zu großen Teilen ausgespart, das Problem des alternden Schauspieler, den Piccoli spielt, wird sozusagen entproblematisiert. Stattdessen hat der Film einen leisen Humor, der sich ganz subtil entwickelt. Durch Wiederholung von Alltagsszenen wird die Lächerlichkeit mancher Rituale vorgeführt, während die leisen Momente der Freude sich auf den Zuschauer übertragen. Die spektakulärste Szene des Films hingegen ist konsequenterweise ein völliger Anti-Klimax.

Auch diese Rezension redet natürlich viel um den heißen Brei herum, aber wer aufgrund dieser unspektakulären Beschreibung bereit ist, diese Welt zu erkunden, soll auch nicht des Spaßes beraubt werden.

Ein schöner Insider-Joke am Rande: Auf den Klappen des Films im Film steht neben dem Titel Ulysses und dem Regisseur John Crawford auch noch der nie sichtbare Kameramann Bob Lancelin.