Komödie ums Geld
Komedie om Geld
Dem aufmerksamen Leser wird meine in den letzten Jahren entstandene Verehrung für Max Ophüls nicht entgangen sein, und abermals kann ich es mir nicht verkneifen, einen Film des Meisters zu besprechen.
In den 25 Jahren von 1930-1955 hat Ophüls durchschnittlich einen Film pro Jahr gemacht, und die sieben Filme, die ich bisher davon gesehen habe, geben allenfalls ein bruchstückhaftes Bild seines Werkes wieder. Eines der von mir leider noch nicht gesehenen Meisterwerke ist der kurz nach der Emigration in Italien entstandene "La signora di Tutti", doch der holländische "Komedie om Geld", der zwei Jahre später entstand, zeigt neben einigen herausragenden Errungenschaften auch, daß Ophüls offensichtlich nicht unter den besten Voraussetzungen arbeitete.
Teilweise ist der Film sehr holprig geraten, und das kann man nicht immer auf die unübersehbare Nachsynchronisation schieben, die etwa einen Hund bellen lässt, ohne daß dieser dabei das Maul zu öffnen bedarf.
Doch auch wenn die Machart des Films die belebte Filmographie versinnbildlicht, so zeigen sich auch hier bereits jene Markenzeichen, die der Ophüls-Freund zu schätzen weiß.
Der ganze Film wird, wie später in "La ronde" und "Lola Montès", von einem (leider nicht besonders überzeugend singenden) Spielleiter betreut, der selbstreflektiv narrative Spielchen einleitet und schlußendlich gar die Sehnsucht des Publikums nach einem Happy End verhöhnt, sie aber dennoch bedient (auch wenn man da unterschiedliche Interpretationen ansetzen kann).
Auch die Kamerafahrten und der Musikeinsatz werden hier bereits eindrucksvoll aber subtil vorgeführt, doch eine der schönsten, nahezu lehrbuchhaft erscheinenden Demonstrationen der Filmkunst gelingt dem Schnitt, wenn, wahrscheinlich inspiriert von Hawks' "Scarface" das Abräumen auf einer Kegelbahn (auch noch aus der Sicht der Kegel) mit einem dräuenden Unheil gleichgesetzt wird, nur um dem noch einen draufzusetzen (die Schweigeminute), ehe dann eine narrativ über Kreuz angelegte Parallelmontage durchaus mit Griffith oder Lang konkurrieren kann.
Als wäre der Zuschauer dadurch nicht schon genügend verwirrt, wenn ein Streifen, der offensichtlich eine Komödie sein soll, zunehmend tragischer wird, dreht Ophüls nun die ganze Geschichte nochmal um. Plötzlich wird aus dem unglücklichen Bankboten, dem 50.000 Pfund abhanden gekommen sind, der Direktor eines Finanzunternehmens, und jeder, der "The Hudsucker Proxy" gesehen hat, fragt sich, ob Kubrick und Scorsese vielleicht nicht die einzigen Regiegrößen der letzten Jahrzehnte sind, die bei Ophüls so manchen Trick abgeschaut haben. Wie bei den Coen-Brüdern wird nun prunkvoll mit Ausstattungen angegeben, auch wenn dem aufmerksamen Betrachter manchmal die monetären Einschränkungen der Produktion unübersehbar erscheinen. Dennoch ist es eindrucksvoll, wie etwa das Bett des Direktors mit dem Sofa seines Schwagers verglichen wird und wie der Fahrstuhlführer oder Portier bereits als Betrachter dieser satirischen Sozialkritik eingeführt werden, wie Billy Wilder es später mit "The Apartment" weiterführen wird.
Ein kleiner, aber feiner Baustein der Ophülsschen Karriere wie auch der Filmgeschichte allgemein.