Der Fluss
He Liu
Mit einiger Verspätung kommt dieser auf einer früheren Berlinale ausgezeichnete Film nun in einige ausgewählte Programmkinos.
Xiao-kang und seine Eltern teilen zwar die Wohnung, sonst aber nicht viel. Die Mutter hat einen Geliebten, der Vater steigt jungen Männern hinterher. Zufällig trifft Xiao-kang eine alte Schulkameradin, die ihn dazu überredet, bei Filmaufnahmen eine im stark verschmutzenden Fluss treibende Leiche zu mimen. Später haben die beiden Sex in dem von der Produktion bereitgestellten Hotelzimmer, wo er vergeblich versuchte, den Gestank des Flusses von sich zu waschen.
So unspektakulär, wie ich die Geschehnisse hier beschreibe, ereignen sie sich auch im Film. Aus unerklärten Gründen bekommt Xiao-kang heftige Nackenschmerzen, die sich rapide verschlimmern. Nachdem er das Problem zunächst für sich behält, unterstützen ihn schließlich auch seine Eltern auf der Suche nach einer Heilungsmethode, die sich zu einer Odyssee von einem Arzt zum nächsten bis hin zu sehr suspekten Wunderheilern ausdehnt.
Nebenbei wird noch geschildert, wie der Vater mit der undichten Decke in seinem Schlafzimmer zu kämpfen hat.
Dabei bewegt sich der Film auf dem schmalen Grad zwischen rabenschwarzem Humor und einer allmählich immer unangenehm werdenden Intensität. Zwar ist es offensichtlich, daß der Regisseur die fehlende Kommunikation in der Gesellschaft anklagt, doch »Der Fluss« gibt kaum Lösungen, sondern nur Rätsel auf.
Schließlich gibt es dann noch eine schicksalsschwere Begegnung des Vaters mit dem Sohne, und die Mutter deckt schließlich zumindest ein Geheimnis auf.
Ein Film, dessen Faszination man nur schwer beschreiben kann, der aber einen tiefen Eindruck auf den Betrachter auszuüben in der Lage ist, auch wenn viele Zuschauer von dem extrem offenen Ende vielleicht etwas enttäuscht werden könnten.