From Hell
Eigentlich war mein Plan, endlich mal den kolossal gelungenen Comic »From Hell« von Alan Moore und Eddie Campbell zuende zu lesen, bevor ich mir die Verfilmung anschaue, doch irgendwie gelang es mir nicht rechtzeitig. Und auch Plan B, die Vorlage wenigstens vor Abfassen dieser Rezension komplett zu kennen, scheiterte an meinem vollen Terminkalender und dem mir immer noch fehlenden achten Band.
Doch die Verfilmung hat sowieso weder Alan Moore als Drehbuchautor noch Eddie Campbell als Ausstatter vorzuweisen, Johnny Depp lehnt seinen im Comic meiner Erinnerung nach eher wenig in Erscheinung tretenden Ermittler eher an die ähnliche Rolle in »Sleepy Hollow« an, und spätestens bei der Liebesgeschichte mit der zwar im Prostituiertenmillieu erfahrenen (»Boogie Nights«), aber viel zu gut aussehenden Heather Graham wird klar, daß die Unterschiede zwischen dem Hollywood-Streifen und der mitunter recht drastischen Schwarz-Weiß-Bildgeschichte einige sind.
Doch, wie das oft so ist, je tiefer die Erwartungen an einen Film gesteckt sind, um so einfacher kann man positiv überrascht werden. Die Ausstattung ist sehenswert, die fahrige Kameraarbeit bemerkenswert, das Trittbrett und insbesondere die grünen Lampen an der Pferdekutsche, mit der Jack the Ripper unterwegs ist, sind gelungene Visualisierungen, während die manchmal seitenlangen Zerstückelungen im Comic dem Kinobesucher glücklicherweise erspart bleiben.
Das einzig wirklich missratene in dem Film mit Titel »From Hell« ist interessanterweise der Himmel über dem viktorianischen London, der immer zwischen dräuendem Inferno und Postkartenästhetik hin- und herpendelt und durchweg aus dem Computer stammt. Falls es die Absicht der Regisseure gewesen sein sollte, ihren nachgebauten Londoner Elendsstraßen dadurch noch mehr Intensität zu verleihen, so ist dies gründlich misslungen.
Das Ende des Films, das ich hier natürlich nicht verrate, ist nicht dasselbe wie im Comic, wie man schon nach anschließender Lektüre der ersten paar Seiten mit Sicherheit sagen kann. Dennoch ist dieses Ende, das einige Konventionen des Mainstreamkinos bedient, um andere um so schöner zu umgehen, ebenfalls sehr gelungen.
Ansonsten sind noch positiv zu erwähnen die relativ schonend inszenierten Mordszenen, der wie üblich vortreffliche Ian Holm, einige inszenatorische Spielereien und sogar der von mir mit Freude erwartete Gastauftritt von John Merrick. Auf den Song von Marilyn Manson hingegen hätte ich auch verzichten können, aber wahrscheinlich dachte irgendjemand, hierbei handele es sich um eine Reinkarnation des Rippers. Nur, daß er seine Instrumente zwar ebenso grausam, aber nicht so virtuos einzusetzen weiß …