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April 2002
Thomas Vorwerk
für satt.org

Jalla! Jalla!
Schweden 2000

Jalla! Jalla!

Buch
und Regie:
Josef Fares

Kamera:
Aril Wretblad

Schnitt:
Andreas Jönsson, Michal Leszczylowski

Darsteller:
Fares Fares (Roro), Torkel Petersson (Måns), Tuva Novotny (Lisa), Laleh Pourkarum (Yasmin), Leonard Terfelt (Paul), Sofi Ahlström Helleday (Jenny), Simba (Rambo)



Jalla! Jalla!


Zumindest in meinen Augen hat das Auftauchen von Lukas Moodysson das Filmland Schweden wieder interessant gemacht. Seine Filme »Fucking Amal« und insbesondere »Tilsammans« brauchen den Vergleich mit der internationalen Konkurrenz nicht scheuen, obwohl gerade das Lokalkolorit diese Werke veredeln.

Nun wirbt ein Film damit, von denselben Produzenten zu sein, und meine angeborene Skepsis tritt erstmal auf den Plan. Doch schon nach wenigen Minuten nimmt einen auch »Jalla! Jalla!« gefangen, selbst wenn die deutsche Synchronisation manchmal etwas störend erscheint. Immerhin war Moodysson selbst nicht nur Co-Produzent, sondern auch so etwas wie »Script Consultant«, wenn mich meine Schwedisch-Kenntnisse nicht irren.Jalla! Jalla!

Der Regisseur von »Jalla! Jalla!« ist ein junger in Schweden lebender Libanese, der seinem Bruder eine der Rollen auf den Leib schrieb, diverse andere Familienmitglieder im Film unterbrachte, aber vor allem eine der wichtigsten Regeln junger Drehbuchautoren beherzigte: Schreib über etwas, worüber Du Dich auskennst.

Und so erzählt der Film zwei miteinander verwobene, weil von Freunden und Kollegen durchstandene Liebesabenteuer. SPOILER-ALERT!!! Roro vertröstet seine Freundin Lisa, die endlich dessen Eltern kennenlernen will. Doch Roro hat Angst vor seinem libanesischen Vater, der ihn längst mit einer ebenfalls heiratsunwilligen Libanesin namens Yasmin zu verkuppeln trachtet, deren unangenehmer Bruder Paul bereits eine Wohnung und Möbel organisiert. Roro spricht sich mit Yasmin ab, zunächst einmal so zu tun, als spiele man mit, doch natürlich erfährt Lisa früher von der geplanten Hochzeit, als der mit solchen Neuigkeiten immer herumdrucksende Roro es ihr selbst beibiegen kann, was natürlich nicht unbedingt das Vertrauen der jungen Beziehung stärkt. Lisas Spruch auf dem Anrufbeantworter endet somit auch mit der Einschränkung » …ihr könnt eine Nachricht hinterlassen. Außer Roro, von dem ich nie wieder etwas hören will.«

Roros Kollege bei der Stadtgärtnerei ist der glatzköpfige Måns, der ihn nicht wirklich verstehen kann, wie er sich so in eine Zwickmühle bringen konnte. Das kleine Problem von Måns ist etwas delikater. Seit einigen Wochen fühlt er sich trotz Rollenspielen und Erotikspielzeug nicht mehr in der Lage, bei seiner Freundin Jenny seinen Mann zu stehen (Offensichtlich ein Problem, das Skandinavier beschäftigt, vgl. »Italiensk for Begyndere«). Und so wie Roro Angst davor hat, seinen Vater oder seine Freundin aufzuklären, so ist für Måns ein Besuch beim Arzt ein völliges Unding, was wiederum Roro überhaupt nicht verstehen mag.

Als wären das noch nicht genügend Probleme, soll Måns nun auch noch auf einen Hund namens Rambo (vgl. »Blind Date«) aufpassen, den er irgendwie verlegt, was den Hundebesitzer und seine aggressiven Bekannten dazu nötigt, die Straßen nach dem Hundeveruntreuer abzusuchen. Nebenbei verlassen auch noch sowohl Lisa als auch Jenny die Wohnungen ihrer enttäuschenden Liebhaber und der aufgebrachte Paul findet seine Schwester Yasmin ausgerechnet, während sie das Nasenbluten von Måns zu stoppen versucht, wozu dieser seinen Kopf auf ihren Schoß legt. Die Emotionen eskalieren, und bald landen einige der Protagonisten im Knast, bevor dann am nächsten Tag endlich die Hochzeit von Roro und Yasmin ansteht …