Coole Sprüche, bemühte Spannung
PANIC ROOM
David Fincher ist ein Regisseur der es geschafft hat, mich mit jedem seiner
Filme zu fesseln - er hat erst 4 Filme gemacht (Alien
3, The Game, Se7en,
Fight Club) und ich finde jeden verdammt gut - und das will schon etwas
heißen. Sein neuster Film "Panic Room" kann allerdings keinem seiner
bisherigen Werke auch nur annähernd das Wasser reichen.
Kurz zur Story. Die geschiedene Meg Altmann (Jodie Foster) zieht mir ihrer
Tochter Sarah (Kirsten Stewart) in ein neues, riesiges Haus in Manhattan.
Gleich in der ersten Nacht wird eingebrochen, Meg und Sarah fliehen in den
Panic Room, ein mit High Tech Geräten ausgestattetes Refugium. Doch was die
Gangster (Forest Whitaker, Dwight Yoakam, Jared Leto) wollen, ist im Panic
Room.
(Mit dabei ist übrigens auch Patrick Bauchau, manchen vielleicht bekannt als
Sydney aus der Serie "The Pretender" als Jodie Fosters Mann.)
Soweit, so gut. Schon der Plot ist weitaus simpler gestrickt als bei seinen
bisherigen Filmen. Allerdings hätte der Film etwas werden können, wenn man
die Handlung auf die Szenen im Panic Room reduziert hätte.
Jodie Foster versteht es nämlich perfekt, den Zuschauer in den Bann zu
ziehen und perfekte Spannung zu erzeugen (nichts anderes hatte ich von
dieser phantastischen Darstellerin - Oscars als beste Darstellerin für
"Angeklagt" und "Das Schweigen der Lämmer" - erwartet).
Die Szenen außerhalb des Panic Rooms (die Szene mit den Einbrechern)
zerstören aber leider sämtliche Spannung. Hier werden coole Sprüche geklopft
und auf simplen Humor gesetzt. Und das macht leider alles kaputt, da können
Jodie Foster und Kirsten Stewart (die hier erst in ihrem zweiten Film
spielt, phantastisch!) noch so eindringlich spielen, gegen das schlechte
Drehbuch kommen sie nicht an.
Logische Fehler gibt es zuhauf: Meg leidet an Klaustrophobie, wie man bei
der Präsentation des Panic Rooms sofort erkennt, aber wenn sie
eingeschlossen ist, bekommt sie keine Attacke - sehr seltsam. Oder wenn sie
aus dem Raum flieht und vorerst in Sicherheit ist (denn nun sind die
Gangster im Panic Room), nimmt sie natürlich ihr Handy nicht mit. Warum
auch, schließlich wäre das die einzige Möglichkeit gewesen, die Polizei zu
rufen.
Was wohl gewesen wäre, wenn wie ursprünglich geplant Nicole Kidman die Rolle
der Meg Altmann gespielt hätte - der Film wäre eine komplette Katastrophe
geworden. (Kidman hatte sich verletzt und so ist Jodie Foster eingesprungen;
für die Rolle hat sie den Vorsitz der Jury in Cannes aufgegeben -
rückblickend betrachtet ein ziemlicher Fehler).
Visuell ist der Film gewohnt gut - die Kamera gleitet genial durch das Haus,
"fliegt" durch Wände und Türschlösser - absolut genial. Allerdings vermisse
ich seine phantastischen Schattenspiele Finchers; oftmals ist mir das Bild
auch weitaus zu dunkel (aber was will man in einem Haus ohne Licht auch
verlangen).
Absolut genial ist eine Zeitlupensequenz, in der Meg kurz aus dem Panic Room
ausbricht, um ein Handy zu holen - wer wird den Raum zuerst erreichen, Jodie
Foster oder die Einbrecher? Eine phantastische Sequenz.
Das Ende, der "guten" Einbrecher, der Foster das Leben rettet, muß sich
ergeben und ihm fliegen die ganzen Wertpapiere aus der Hand, ist sehr
zynisch, hat mich ein bißchen an Kubricks "The Killing" erinnert (Wenn ich
nur denke, was Kubrick aus der Story gemacht hätte …)
Und dann die absolut überflüssige Schlußsequenz: Meg sitzt mit ihrer Tochter
im Park und sucht mit ihr aus der Zeitung eine neue Wohnung - "Brauchen wir
denn wieder soviel Platz?" - Was soll uns das denn sagen? Sie hat ihre
Lektion gelernt (aber welche?). Willkommen im ersten David Fincher Film ohne
Message.
Ein netter Insidergag: Als schlafender Nachbar, der von Fosters Tochter mit
Morsezeichen geweckt wird, ist Andrew Kevin Walker, der Autor von Finchers
Se7en zu sehen (er hat u.a. auch "Sleepy Hollow" geschrieben).
Fazit: Leider, leider wenig spannend, trotz toller Kamera und zwei tollen
Hauptdarstellerinnen.