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Mai 2002
Thomas Vorwerk
für satt.org

Beijing Bycicle
Shi qi sui de dan che

China/Frankreich 2000

Beijing Bycicle

Regie:
Wang Xiaoshuai

Buch:
Wang Xiaoshaui, Tang Danian, Peggy Chiao, Hsu Hsian-ming

Kamera:
Liu Jie

Schnitt:
Liao Ching-song

Musik:
Wang Feng

Darsteller:
Cui Lin (Guei), Li Bin (Jian), Zhou Xun (Qin), Gao Yuanyuan (Xiao), Li Schuang (Da Huan), Zhao Yiwei (Vater), Pang Yan (Mutter)



Beijing Bycicle
Shi qi sui de dan che


Von den sechs hervorragenden Filmen, die ich jüngst innerhalb von nur drei Tagen (immer mit netter Begleitung) zu sehen bekam, ist »Beijing Bycicle« seltsamerweise derjenige, der mich am wenigsten verzückte. Es ist wieder das Problem der Erwartungen: Der letztjährige Lieblingsfilm von Daniel, der bei der Berlinale ausgezeichnet wurde und in den Kritiken oft als chinesisches Remake von de Sicas »Ladri di biciclette« umschrieben wurde, ist natürlich ein tolles Werk, aber spätestens die Problemlösungsansätze am Ende des Films könnten für mich nicht viel weiter weg vom italienischen Neorealismus sein.

Eine Lösung aus seinem (de Sica nicht unähnlichen) Dilemma findet der Film fast, doch vor allem geht es um die Beschreibung der Stadt und der unterschiedlichen Lebensauffassungen. Und daran ist auch überhaupt nichts auszusetzen, im Gegenteil. Doch wie sich die zunächst liebevoll entwickelte Story (Meine folgende Nacherzählung verdirbt einiges, SPOILER-ALERT) gegen Ende in plakativen Action-Szenen und angedeuteten Parallelen zwischen den zwei Hauptfiguren erschöpft, das hätte noch um einiges besser sein können.

Doch beginnen wir am Anfang: Guei kommt vom Land in die Stadt, um als Fahrradkurier Geld zu verdienen. Sein Chef lässt die Landeier erstmal kahlscheren und klärt sie dann über die Geschäftsphilosophie auf: Zunächst einmal müssen die jungen Männer dafür arbeiten, die bereitgestellten Fahrräder zu bezahlen, später dürfen sie dann statt 20 auch 50% ihrer erzielten Erlöse behalten.

Guei hat seine Anfangsprobleme mit Badehäusern und Drehtüren, aber er arbeitet pflichtbewußt, bis dann natürlich sein Fahrrad gestohlen wird und die ganze Zukunft zusammenbricht. Beijing Bycicle

Jian ist zwar in Gueis Alter, hat aber ganz andere Probleme: Um dazuzugehören, braucht er ein Fahrrad, doch sein Vater verspricht immer viel, kann aber nicht alles halten. Letztlich reißt Gueis Geduldsfaden, er schnappt sich das Geld, daß ihm eigentlich rechtmäßig für »sein« Fahrrad gehört und erwirbt auf einem Flohmarkt auch ein schönes Exemplar. Natürlich ist dies Gueis Fahrrad, beide fühlen sich im Recht und beide können nicht mehr ohne Fahrrad. Der eine, weil er seinen Job retten will, der andere, weil das nette Mädchen, mit dem er sonst von der Schule nachhause fuhr, sich plötzlich für einen anderen halbstarken Fahrradbesitzer zu interessieren beginnt.