Es handelt sich um ein unbestätigtes Gerücht, daß der Regisseur dieses Films, Petter Næss, gesagt haben soll, wenn dieser Film dem Publikum nicht gefalle, hänge er sich auf. Unabhängig davon gefällt der Film nicht nur dem skandinavischen Publikum (dort handelt es sich um
den Kassenmagneten überhaupt), sogar eine Oscar-Nominierung für den "besten fremdsprachigen Film" war drin …
Eine Männerfreundschaft wie zwischen Ernie und Bert, Felix und Oscar, Charlie und Raymond oder Kipp und Most: Elling, ein weltfremdes 40jähriges Muttersöhnchen, das sich als anonymer Sauerkrautpoet den Zugang zu den Intellektuellenkreisen erschließen will und Kjell Bjarne, ein grobschlächtiger Naturbursche mit Sinn für die Freuden des Lebens, vor allem Essen, Frauen und Oldtimer.
Doch fangen wir am Anfang an: Zusammen werden die Zimmergenossen aus der Anstalt entlassen, um sich fortan unter der Obhut des Sozialarbeiters Frank Asli in Oslo in die Gesellschaft zu integrieren.
Elling, der nach dem Tod seiner Mutter am liebsten nicht das Haus verlassen würde, der Schwindelgefühle erfährt, wenn er sich auf die Straße traut, und dem sich der Nutzen des Telefons nicht erschließen will, beschäftigt sich lieber mit Büchern und der Tageszeitung, um später auch im Geschriebenen seine Berufung zu finden.
Kjell Bjarne, der es nicht ertragen kann, im Alter von fast 40 Jahren noch niemals Sex gehabt zu haben, will vor allem Frauen (oder erstmal eine) kennenlernen.
Und dann kommt immer wieder dieser nervige Sozialarbeiter und will den beiden vorschreiben, wie sie ihr leben zu führen haben. In langen Sitzungen bringt er ihnen das Telefonieren bei, um sich dann darüber zu beschweren, daß sie 400 Kronen für Telefonsex auf den Kopf gehauen haben.
Doch langsam aber sicher gehen die beiden nicht nur aus dem Haus, sondern auch aus sich selbst heraus. Sie finden eine "Stammkneipe", Kjell Bjarne kümmert sich um eine Nachbarin (Elling sieht in seiner Eifersucht in ihr nur eine "Hochschwangere mit einem ernsten Alkoholproblem", mit der sein unbelehrbarer Mitbewohner trotz seiner 109 Kilo "perversen Sex" haben will) und schließlich findet sogar Elling einen Freund, einen ebenfalls zurückgezogen lebenden Lyriker.
Der Film »Elling« zeichnet sich dadurch aus, daß er seine skurrilen Hauptdarsteller nicht vorführt wie im Zoo, sondern man auch mit, und nicht nur über sie lacht. Wenn Elling etwa inkognito in einem sehr auffälligen Mantel und mit Sonnenbrille die Dichterlesung besucht, fällt es einem nicht schwer, sich trotz seiner lachhaften Aufmachung auch in die Figur hineinzuversetzen. Und wenn Kjell Bjarne am Schluß ein Problem mit der Kleiderordnung hat, kann man sich vielleicht nur wundern, aber daß "die Wochen nur so dahinfliegen", hat man in anderen Zusammenhängen sicher auch schon erlebt.
Ähnlich wie bei den eingangs aufgezählten Paaren will man diese beiden vielleicht nicht unbedingt zu seiner Silberhochzeit einladen, aber für einen Kinoabend ist man liebend gern in ihrer Gesellschaft.