Star Wars - Episode II:
Angriff der Klonkrieger Star Wars - Episode II:
Attack of the Clones USA 2002
Regie: George Lucas
Buch: Jonathan Hales, George Lucas
Kamera: David Tattersall
Schnitt: Ben Burtt
Darsteller: Ewan McGregor, Natalie Portman, Hayden Christensen, Ian McDiarmid, Pernilla August, Ahmed Best, Anthony Daniels, Samuel L. Jackson, Frank Oz
|
|
Star Wars - Episode II: Angriff der Klonkrieger
Nein, eigentlich macht Hayden Christensen gar keine so schlechte Figur, wie sie alle befürchtet haben. Im Gegenteil, er verkörpert den Anakin Skywalker wesentlich überzeugender, als dieser halbautistische Pott-Racer-Bengel aus Episode I. Außerdem ist der spätere Darth Vader bislang der einzige Charakter aus dem Lucas-Universum, der jemals geweint hat. Und eben weil die Zuschauer genau wissen, was zwei Episoden später aus dem impulsiven und manchmal ungehorsamen Jüngling wird, ist es so besonders spannend, Anakins Entwicklung mitzuverfolgen.
Womit wir beim Leitmotiv des fünften Films wären. Mit Spannung haben wir seit langem darauf gewartet, worauf Meister Lucas wohl diesmal mehr Wert legen würde: Effekte oder Storyline. Er hat sich ganz klar für Letzteres entschieden, nachdem sich Dutzende von Fans über den wenig überzeugenden Plot von »The Phantom Menace« beschwerten. Im Zentrum stehen eine Liebesgeschichte und ein Reifeprozess, die Spezialeffekte sind eher schmückendes Beiwerk. Offenbar hat sich Lucas die Kritik seiner Merchandise-Endkunden sehr zu Herzen genommen. Vielleicht sogar ein wenig zu sehr, denn dass das nicht immer nur gut sein muss, zeigt der Aufstieg und Fall von Suppenkaspar Jar Jar Binks. Nachdem der trottlige Gangen mit den Rastalocken beim Publikum nur auf wenig Gegenliebe stieß, wurde er in Episode II nun mit einer undankbaren Nebenrolle bestraft. Jar Jar trägt einen wallenden, hochherrschaftlichen Talar und muss außerdem eine Rede vor dem Senat halten, was nun wirklich völlig unglaubwürdig und damit überflüssig ist.
Diese Filmminuten hätten viel besser darauf verwendet werden können, um die wirklich interessanten Charaktere noch weiter auszubauen. Die Gewinner des Films heißen neben Anakin in jedem Fall Django Fett und Yoda. Die Computeranimation des kleinen grünen Zwergs mit den Riesenohren ist vollständig gelungen und im Original klingt seine Stimme wirklich authentisch (völlig im Gegensatz zu der deutschen Übersetzung). Zwar wirft auch Yoda einige Ungereimtheiten auf, aber insgesamt wirkt er sympathisch und seines Amtes würdig. Weder auf seinem Sitzkissen in Coruscant, noch in der Schlammhöhle von Dagobah konnte er bislang seine Machtkenntnisse überzeugend demonstrieren. 20 Jahre nach seinem ersten Erscheinen in »The Empire strikes back« versteht auch der Zuschauer endlich, warum ihn die übrigen Ritter der Jedi-Runde so sehr verehren.
Zu Django Fett braucht man noch weniger zu sagen. Der Blauhelm mit dem Raketenrucksack ist ein höchst talentierter Kopfgeldjäger mit Akustik-Bomben und einem fliegenden High-Tech-Fön. Doch mit dem Auftreten dieser Figur schafft Lucas noch viel mehr: Er gesteht einem späteren Bösewicht eine Seele zu. Erst wer Episode II kennt, der wird es bei »Return of the Jedi« bedauern, wenn Boba Fett plötzlich unfreiwillig in Richtung Schlund von Garlac fliegt …
Keine Frage, natürlich ist Episode II nicht nur einen Besuch wert, sondern man muss ihn mindestens 18 Mal gesehen haben, um alle Details zu genießen. Da sich der Film zeitlich wieder zehn Jahre weiter an die ursprüngliche Trilogie annähert, bekommen wir nun viele Jugendbilder altbekannter Monster und Aliens zu sehen. Die Designs der Fahrzeuge und diverser Ausrüstungsgegenstände mussten zwar cool wirken, durften aber in keinen Fall fortschrittlicher als die Raumschiffe und Rüstungen der nachfolgenden Filme wirken. Diesen Spagat darf man als brillant gelöst betrachten. Das viele Geld, dass in Lucas Produktionsfirma Industrial Light and Magic geflossen ist, hat sich ausgezahlt. Das Laserfeuer prasselt noch schneller als jemals zuvor und auch die Kameraführung setzt viele neue Maßstäbe. Ein Lichtsäbel-Duell wird nicht mehr ausschließlich in der klassischen Seitenansicht, sondern auch mal in frontalen Nahaufnahmen im Schuss-Gegenschuss-Verfahren ausgeleuchtet von einem videoclipartigen Farbspektakel gezeigt. Und genau solche Dinge sind es, die dem Film seine Macht verleihen. Davon wollen wir mehr sehen - ich hoffe, die nächsten drei Jahre gehen fix um.
Im Anschluss habe ich noch eine Episode II-Hatelist angefügt. Sie kann einige Spoiler enthalten, darum: erst Film sehen und dann lesen!
- Das Duell. Django Fett ist ein talentierter und sehr gut ausgerüsteter Kämpfer. Aber reicht das wirklich, um einen Jedi-Meister (Obi Wan) im Duell fertig zu machen?
- Anakins Ritt auf dem ungezähmten Walfisch mit Füßen ist absolut schlecht animiert. Zeitnot? Schließlich sieht der spätere Ritt in der Arena wesentlich realistischer aus.
- Alles nur noch geklaut. Coruscant = Fifth Element + Blade Runner + Total Recall. Diverse Droiden-Kampfroboter = War of the Worlds. Arena = Gladiator. Böse Raubtiere in der Arena = Critters + Galaxy Quest. Die Klonwesen auf ihrem Heimatplaneten = Contact + Roswell + Mission to Mars.
- Padmé Amidala 1. In Episode I gibt sich Königin Amidala als ihre Dienerin Padmé aus, um so unerkannt durch Tatooine zu bummeln. Das ist ja wohl im Rückblick die bescheuerteste namentliche Tarnung, die man sich vorstellen kann.
- Padmé Amidala 2. Sie packt (selber!) ihr silberglänzendes Kofferset, um unerkannt in einem ranzigen Flüchtlingstreck auf ihren Heimatplaneten Naboo zu reisen. Auch im Star Wars-Universum gibt es sehr wohl Unterschiede zwischen arm und reich und jeder sieht von weitem, dass die Frau mit den tollen Designer-Kostümen definitiv KEINE arme Flüchtlingsfrau ist.
- Anakins Mutter. Okay, Klein-Ani hat in Episode I seine Mutter verlassen müssen, um ein Jedi zu werden und die Naboo zu befreien. Das hat er dann auch sehr erfolgreich getan, indem ER die entscheidenden Torpedos abgefeuert hat. Trotzdem kommt niemand auf die Idee, aus Dankbarkeit Anakins immer noch versklavte Mutter für ein paar lumpige Credits bei dem grantigen Schrotthändler auf Tatooine auszulösen.
- R2 D2. Manchmal meinen es die Macher etwas zu gut mit der technischen Weiterentwicklung alter Bekannter. Zuerst klettert der kleine Technik-Droide umständlich die Treppenstufen des Präsidentenpalastes von Naboo herauf, um dann später sogar durch die Schrottpresse zu fliegen und seine Begleiter zu retten. Wenn das so weiter geht, dann wird er in Episode III vermutlich Photonen-Torpedos auf Sternzerstörer abfeuern …
- Yoda. Er ist klein, er hat einen Krückstock und ab und zu muss er auf einer fliegenden Untertasse sitzen, um sich durch Coruscant zu bewegen. Aber in Wirklichkeit verfügt er über Superkräfte und fuchtelt sehr flink mit dem Lichtschwert. Was denn nun eigentlich? Und warum keucht er so stark, wenn er besonders große Dinge bewegen muss? Ich denke, bei der Macht spielt Größe keine Rolle …
- Die Schrammen an Obi Wans Raumschiff sehen - nachdem er von Django Fett beschossen wurde - ungefähr so authentisch aus, wie die Aufkleber, die von Mattel zu Lukes X-Wing-Fighter-Modell mitgeliefert wurden.
- Tatooine ist nicht China! Wir wollen keine kantonesischen Klänge und keine Roboter-Rikschas. Überhaupt offenbart Episode II seine Inspirationsquellen aus der Realwelt deutlicher als je zuvor. Der gealterte Schrotthändler redet mit einem Akzent wie ein russischer Immigrant. Ungefähr so modern wirken auch sein Bart (hatte er in Episode I noch nicht!) und sein Tellerhut. Die Tusken Raider hausen wie Indianer in Zelten in der Wüste und fesseln Anakins Mutter an eine Art Marterpfahlgestell. Anakins Rachefeldzug erinnert an John Waynes Legitimation zum Indianer-Abschlachten, sein Laserschwert wird zum Kavallerie-Degen. Die Raumschiffe der Klonkrieger sehen aus wie die Hubschrauber der Amerikaner aus dem Vietnamkrieg, dabei macht es gar keinen Sinn, mit offenen Türen einen Angriff gegen die Droiden zu fliegen. Das Machtspiel von Kanzler Palpatine (dem späteren Imperator), eine Pseudoarmee (die Droiden) zu erschaffen, um im Senat die Aufrüstung in Form der Klonkrieger zu legitimieren, erfährt im realpolitischen Kontext ebenfalls eine sehr interessante Parallele. Wer weiß, vielleicht sind die Gegner der Republik in Episode III dann mit Turbanen verhüllte Krieger mit langen Bärten.
|