Sexy Beast
Ein Film namens "Sexy Beast" mit Ben Kingsley kann ja eigentlich
per definitionem nicht schlecht sein, und da dies einer jener Filme ist, wo man sich einiges an Sehvergnügen verderben kann, wenn man im voraus zuviel weiß, werde ich diese Rezension mal wieder sehr schwammig halten, aber schon einen Interpretationsversuch liefern, der von Leuten, die den Film gesehen haben (und wahrscheinlich nur von diesen) verstanden werden kann.
Ben Kingsley, der für seine Rolle in diesem Film für den Oscar nominiert wurde, ist eine Naturgewalt. Diese Naturgewalt bricht über ein glückliches Ehepaar herein und hinterläßt mehr als nur Kratzer auf den zuvor so unzertrennlich erscheinenden Herzen.
Die Dialoge, die Kingsley in der ersten Hälfte des Films führt, würden einem Harold Pinter oder Samuel Beckett Ehre machen. Zwar ist die Rolle, die er verkörpert, ungefähr so sympathisch wie in Mike Leighs "Naked" oder Robert De Niro als Max Cody in Scorseses "Cape Fear"-Neuaufguß, aber er ist eben irgendwie doch ein "Sexy Beast", wie auch schon Sigourney Weaver in "Death and the Maiden" feststellen durfte. Don Logan, so heißt er in dem Film, hat immer das letzte Wort, er läßt sich durch nichts aus der Ruhe bringen (bringt aber jeden anderen aus der Ruhe) und ist einfach "unstopable".
Der Film, der zunächst eine wortkarge, aber gewalttätige Atmosphäre verbreitet wie Soderberghs "The Limey" oder Frears "The Hit" (ein Kammerspiel unter der heißen Sonne Spaniens), gönnt dem Zuschauer einige Spielereien, die an "Magnolia" oder "The Big Lebowski" erinnern, um schließlich zu dem Caper-Movie zu werden, den Guy Ritchie oder der bereits genannte Soderbergh liebend gern gedreht hätten.
Eine sehr bewegliche Kamera, interessante narrative Tricks, ein bis auf einige plakativ hektische Parallelmontagen nahezu genialer Schnitt, sparsame, aber eindrucksvolle Musikeinlagen und überzeugende Dialoge und Darsteller machen aus diesem Film in jeder Hinsicht ein Ereignis. Zwar kein Film für die Massen, aber jeder, der sich auf das Tempo des Films und die sicher nicht kassenträchtigen Darsteller einzulassen vermag, wird einen kurzweiligen Abend erleben und einige Filmmomente, wie man sie nicht schon in diversen Streifen gesehen hat. Das beste, was uns das britische Kino seit "The War Zone" und Michael Winterbottom beschert hat.