Ein genetisches Experiment aus einer anderen Galaxie, eine Kampfmachine ist entkommen, landet auf Hawaii, in der Nähe von Waikiki Beach, und wird zunächst von einem LKW überfahren, und anschließend halbtot ins örtliche Tierheim abgeschoben. Dort adoptiert Lilo, ein nicht besonders zartbesaitetes Mädchen, den vermeintlichen "Hund" und nennt ihn Stitch.
Um den lauernden Kopfgeldjägern zu entgehen, läßt sich Stitch auf das Spiel ein, verwüstet aber das Haus von Lilo und ihrer für sie sorgenden Schwester Nani noch mehr, als es zuvor der Fall war.
Natürlich kommt zu diesem Zeitpunkt auch ein unfreundlicher Beamter vom Jugendamt, um Nani das Aufsichtsrecht zu entziehen.
Doch bevor ganz Hawaii von einem übereifrigen Weltraumcaptain verwüstet wird, lernt Stitch, der nicht nur wie Lilo ein Waisenkind ist, sondern nie Eltern hatte, was "Familie" (oder "ohana" auf hawaiianisch) bedeutet.
Ein etwas abgedrehter Disney-Streifen, der einer neuen Bewegung des Studios entspricht, wie zuvor etwa "The Emperors New Groove": Die Budgets sind geschrumpft, aber durch die kleineren Crews und die nicht mehr so lähmenden Erwartungen, wie sie bis etwa "The Lion King" einen Disney-Film nach dem anderen zu Rekord-Kassenschlagern "verdammten", was irgendwann nicht mehr klappen konnte. Doch die Regisseure finden dadurch auch Platz für Innovationen und Experimente. Einige der Szenen mit Stitch, wenn er sich etwa seinen Körperabsonderungen widmet, wären in früheren Disney-Filmen undenkbar gewesen. Heutzutage erreicht man vielleicht nicht immer die hohen Anforderungen an Qualität und Familienkompatibilität, doch dafür wird den Zuschauern auch ein gewisses Überraschungsmoment zugestanden. Und das erschöpft sich nicht nur in "Star Wars"-Anspielungen und Laserpistolen-Schießereien, es gibt auch einige interessante visuelle Spielereien. Etwa bestehen die Hintergründe zum ersten Mal seit den Anfängen des Disneystudios, den Zeiten von "Bambi oder "Dumbo"1 aus "watercolors", was den besonderen Flair der Südseeinsel wiedergeben soll2. Und der für seine Hawaii-Shirts bekannte "King of RocknRoll", Elvis Presley, trägt nicht nur sechs Songs zum Soundtrack bei, er taucht auch als eingebaute Photographie visuell im Film auf, ein interessanter Effekt. Und noch schöner ist es, wenn Stitch im Schaufenster eines Fernsehgeschäfts die Schwarz-Weißbilder des 50er Jahre-SF-Streifens "Earth vs. the Spider" entdeckt, was natürlich unterstreicht, daß auch Stitch eine außerirdische Bedrohung mit eigentlich immerhin sechs Gliedmaßen ist. (Zur Tarnung läßt er nur die überflüssigen Arme im blauen Fell verschwinden).
Interessanterweise sah ich den Film, als das Multiplex von "Men in Black II"-Zuschauern überlaufen war, und die Rolle von "Cobra Bubbles" (im Original von Ving "Marcellus Wallace" Rhames gesprochen) macht aus dem Film irgendwie auch eine Zeichentrick-Version dieses totgehypten Streifen. Mindestens so cool ist "Lilo & Stitch" allemal, und wenn es tatsächlich bald ein "Direct-to-Video"-Sequel (und eine Fernsehserie) geben soll, bei der unsere Helden 625 auf der Erde gestrandete Aliens ausfindig machen sollen, um festzustellen, ob sie gut- oder bösartiger Natur sind, so hat man es wohl mit einer Mischung aus "Men in Black" und "Pokemon" zu tun. Schnapp sie dir alle, Stitch!
Wie so viele Filme soll auch "Lilo & Stitch" durch die Ereignisse am 11. September verändert worden sein, denn ursprünglich hätte Stitch am Ende des Films ein Passagierflugzeug (eine "747") statt des außerirdischen Raumschiffs gekidnappt, um damit durch die Häuserschluchten zu flitzen …
Einige der bereits fertiggestellten Szenen sieht amn dann vielleicht demnächst auf der DVD, bei der hoffentlich auch der göttliche Trailer zu sehen ist, der Stitch anstelle von Simba der Konferenz der Tiere in "The Lion King" präsentiert.
Einige kleine Momente, die man schnell verpassen kann: Das "Mulan Wok" Restaurant ("Mulan" war der letzte Film, bei dem die Regisseure zusammenarbeiteten) und "Kikis Coffee House" (laut De Blois wurde Lilo vom japanischen Zeichentrick-Großmeister Hayao Miyazaki beeinflußt, von dem ja auch "Kikis Delivery Service" stammt)