Martha ist eine Perfektionistin. Als Chefköchin eines Feinschmeckerlokals bietet sie den Gästen Außergewöhnliches. Doch wenn die Gäste zu gewöhnlich sind, um ihre Fähigkeiten zu schätzen in der Lage zu sein, kommt sie auch mal aus der Küche, um ihre Meinung kundzugeben. "Perlen vor die Säue" ist da noch ein harmloser Spruch, wem das Steak nicht blutig genug sein kann, der bekommt ein rohes Stück Fleisch auf die Tischdecke geknallt etc.
Ihre Chefin weiß jedoch, was sie an Martha hat, und versucht, die Kontrollversuche nur durch eine verordnete Therapie einzuschränken. Doch ihrem Therapeuten erklärt sie Rezepte, kocht für ihn oder ergeht sich in Lobpreisungen auf die perfekte Logistik in ihrer Küche.
In ihrem Privatleben hingegen ist nicht alles perfekt. Sie lebt zurückgezogen, weiß Kontaktaufnahmen zum anderen Geschlecht allenfalls als Einladungen zum Essen zu arrangieren, wobei sie dann aber nicht mal mitessen will.
Endgültig ins Chaos stürzt ihr Leben, als zunächst ihre Schwester stirbt und sie sich um deren achtjährige Tochter Lina kümmern muß. Durch die Ausfälle bei der Arbeit wird dann auch noch ein neuer Koch eingestellt, für Martha eine persönliche Beleidigung.
Daß der "verschollene" Vater von Lina ebenso wie der neue Koch Mario ein Italiener ist, erscheint dem leidgeplagten Kinogänger natürlich sofort als ein offensichtlicher Kniff des Drehbuchs, doch die Geschichte hält noch einige Überraschungen und falsche Fährten bereit, immerhin tauchen auch noch zwei andere Männer auf, die auch sehr nett sind …
Und an dieser Stelle muß man auch die Kritik ansetzen: Der Film ist ein Märchen mit drei Prinzen und zwei Prinzessinnen. Trotz all der manieristischen Details, die Martina Gedeck einsetzt, um die ebenso selbstbewußte wie unsichere Martha darzustellen, trotz Martha menschlicher Schwächen ist sie doch irgendwie eine Bilderbuchfrau vom Schlage Uschi Glas oder Inge Meysel, die noch dazu von lauter anderen netten gutaussehenden Menschen umgeben ist. Der resolute Ton ihrer Arbeitgeberin ist nur verständlich, wenn Martha mal die Hand gegen ihre Pflegetochter ausrutscht, ist das nur ein Moment der Erkenntnis, um die beiden zusammenzuführen, fast von der ersten Einstellung an ist alles auf Happy End programmiert.
Und auch die liebevollen Details bei der Inszenierung des Arbeitsraumes Küche gehen unter in einer Mythologisierung, Kochen ist hier natürlich nur eine Kompensation für eine unterdrückte Sexualität, und natürlich muß ein Koch aus Italien, dem Land der Leidenschaft, kommen, um das Problem zu lösen, und die heile Welt der Familie wiederherzustellen.
Dadurch wird aus einem durchweg unterhaltsam und wirklich einfallsreich inszenierten Film mit hervorragenden Darstellern etwas, was mitunter an Werbungen für Tiefkühlpizzas oder "Barilla"-Nudeln erinnert. Doch wenn man den Film etwa an amerikanischen Vorbildern um Darstellerinnen wie Meg Ryan, Sandra Bullock oder ganz besonders Michelle Pfeiffer misst ("Frankie & Johnny" und "One Fine Day" fallen einem sofort ein), wird klar, daß die Regisseurin genau dieses erreichen wollte, und somit ist ihr ein perfektes Stück Eskapismus für unzufriedene Hausfrauen und Mütter gelungen.