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Ich möchte dies an einer kleinen Filmszene demonstrieren. Während eines Gesprächs, das Regisseur und Drehbuchautor von einer Privatstube in ein ziemlich zwielichtiges Etaiblissement verlegt hat, berichtet Algernon seinem Freund von dem für morgen angekündigten Besuch. Während er dabei Lady Bracknell nennt, gibt es einen Schnitt zur Genannten, meines Erachtens ein den Zuschauer entmündigender Eingriff, um den Namen der Figur mit der dazugehörigen Person zu verbinden (Wilde gab sich redlich Mühe, das Gegenteil zu erreichen). Die von Judi Dench porträtierte Lady übt sich gerade im Bogenschießen, und erweckt dabei den Eindruck, Haare auf den Zähnen zu haben. Die Kamera fährt nach rechts, und während aus dem Off Algys Stimme auch seine Cousine Cecily erwähnt, sieht man auch diese mit Pfeil und Bogen. Und im Moment, als sie ihren Pfeil verschießt, gibt es einen Reißschwenk mit Schnitt auf den von ihr sehr angetanen Zuhörer, der sich wie getroffen das Herz hält. So wird visuell etwas übertrieben seine Liebe dargestellt, obwohl man dieses Wissen auch aus seinen Worten hätte entnehmen können. Und derlei vermeintlich clevere Ideen, um den Text zu “erweitern, wendet Parker des öfteren an. Eine andere Stelle aus einem Liebesbrief gewinnt eine völlig neue Bedeutung durch eine Tätowierung an delikater Stelle, sicher nicht zeitgemäß für die viktorianische Gesellschaft. Alles in allem findet der Film nicht zu einem angemessenen Stil. Da hat man einerseits den klassischen Text und die durchaus dazu passenden Darsteller, dazu prächtige Kostüme und sonnendurchflutete Landschaften. Dazu kommen dann diese schleichenden, sich irgendwie versteckenden Zugaben, die das Stück moderner, zweideutiger und auf wenig subtile Weise witziger machen wollen, doch es wirkt teilweise einfach wie eine Art “Moulin Rouge in Zeitlupe. Ich bin mir sicher, daß dieser Film vielen Leuten viel Spaß bereiten wird, womöglich sogar den Verkauf des Wildeschen Stückes noch mal ankurbeln wird, doch dieser Film ist manchmal eine Spur zu weit von der Atmosphäre des Stücks entfernt. Womöglich werden bei einigen Betrachtern vor allem die übertriebenen “Zugaben im Gedächtnis bleiben, während das (beabsichtigt) skurrile Handlungsgerüst womöglich gar dem “alten Schinken angerechnet werden wird. Doch während Brannaghs “Loves Labours Lost eine gescheiterte, aber nichtsdestotrotz interessante Neuinterpretation war, ist Parkers Film zu altbacken, um innovativ zu sein, und zu neumodisch, um textgetreu zu sein. Was den Spaß am Zuschauen rettet, sind die Darsteller. Zwar kennt man Everett und Firth zu Genüge aus ähnlichen Rollen, doch wenn sie sich um Muffins streiten und ihre Angebeteten sie dabei beobachten, zeigt sich exakt jene Absurdität der Vorlage. Auch die beiden weiblichen Darsteller bringen dies gut rüber (wer kann schon Frauen ernst nehmen, die ihren Traummann aufgrund des Vornamens aussuchen?), inwieweit dies einfach ihrem simplen Naturell entspricht und keine beabsichtigte Nuance ist, mag ich nicht entscheiden. Eine gelungene Überraschung war das Wiedersehen mit Anna Massey, die mir zuletzt im späten Hitchcock-Thriller “Frenzy aufgefallen war, und die mit Würde gealtert ihre ziemlich banale Figur mit Leben ausfüllt.
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