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Oktober 2002
Gangolf Seitz
für satt.org

Der Pianist
F/D/PL/UK 2002

Roman Polanski: Der Pianist



Regie:
Roman Polanski

Buch:
Ronald Harwood

nach Memoiren von Wladyslav Szpilman

Kamera:
Pawel Edelman

Schnitt:
Herve de Luze

Musik:
Wojciech Kilar

Darsteller:
Adrien Brody, Thomas Kretschmann, Frank Finlay, Maureen Lipman


Roman Polanski: Der PianistRoman Polanski: Der PianistRoman Polanski: Der Pianist

Der Pianist


Das Schicksal eines jüdischen Pianisten in Warschau während des Zweiten Weltkriegs: wie er den Beginn des Krieges während einer Klaviereinspielung für den polnischen Rundfunk erlebt, wie er mit seiner Familie ins Warschauer Ghetto zwangsumgesiedelt wird, wie er im Rahmen der Deportationen von seiner Familie getrennt wird, wie er auf Grund glücklicher Umstände sich in Warschau versteckt halten kann bis zum Ende des Krieges und schließlich dann wieder im Studio des polnischen Rundfunks Klavier spielt, das ist kurzgefasst die Geschichte, die der Film erzählt, basierend auf der Autobiografie des Pianisten Wladilslaw Szpilman.

Der Film ist sauber gemacht und nimmt uns in anrührenden Bildern mit in die grausame Welt des übervölkerten Warschauer Ghettos mit seinen Hungerleichen auf den Straßen, mit den willkürlichen Grausamkeiten der deutschen Besatzer. Aber es bleibt trotz drastischer Darstellungen ein Gefühl der Distanz. Der Zuschauer bekommt eine Geschichte erzählt, die ihn nicht in der Tiefe berü hrt. Dazu ist der Film zu glatt, bedient zu viele Klischees. Alle in diesem Film agieren, wie man es erwartet: die Juden zunächst in großbürgerlicher Umgebung völlig ungläubig auf die deutsche Gewalttä tigkeit reagierend, im Ghetto zunehmend verzweifelt, ärmlich und hungrig, die Deutschen abgrundtief böse (bis auf einen), die Polen großenteils desinteressiert, alle spielen sie brav ihre Rollen. Und das reicht eben bei allem handwerklichen K önnen des Regisseurs nicht aus, um den Zuschauer wirklich mitzunehmen. Die Situation polnischer Juden im Warschau des Krieges ist uns gezeigt worden von Steven Spielberg, sie wurde uns geschildert in Büchern von Reich-Ranicki, von Szczypiorski und Nurowska. Polanski hätte sich gewaltig ranhalten müssen, um die Latte zu ü berspringen, die Spielberg sehr hoch gelegt hat. Er hat aber die Latte gerissen. Was nicht gegen den Film spricht, sehenswert ist er allemal. Nur: wenn ich mich entscheiden müsste, würde ich doch eher „Schindlers Liste“ ein zweites Mal sehen wollen.