Anzeige:
Sofie Lichtenstein: Bügeln. Protokolle über geschlechtliche Handlungen




November 2002
Thomas Vorwerk
für satt.org

Der Pornograph
Le pornographe

Frankreich/Kanada 2001

Der Pornograph

Buch
und Regie:
Bertrand Bonello

Kamera:
Josée Deshaies

Schnitt:
Fabrice Rouard

Darsteller:
Jean-Pierre Léaud (Jacques Laurent), Jérémie Rénier (Joseph), Dominique Bland (Jeanne), Tribault de Montalembert (Richard), André Marcon (Louis), Alice Houri (Monika), Catherine Mouchet (Olivia Riochet)


Der Pornograph
Le pornographe


Jean-Pierre Leaud zeigte bereits in "I Hired a Contract Killer", daß er auch im Alter nichts an Ausstrahlung verloren hat, und in diesem Film ist es schon ein Vergnügen, ihn mit fettigen Haaren und Bauchansatz in seinen schloddrigen Hosen im eleganten Schritt eines Marabus auf- und abflanieren zu sehen. Der Pornograph

Doch dieser Film erzählt auch eine Geschichte, die eines ehemaligen Pornoregisseurs, der dadurch seinen Sohn verlor, der dann ausgerechnet wieder in sein Leben tritt, als er sich erneut entschließt zu versuchen, seine Vision eines pornographischen Filmes durchzusetzen.

Es mag jetzt bösartig klingen, doch in meinen Augen funktionierte der Film auch wie ein Porno. Die Handlung habe ich nie ganz nachvollziehen können, ich wartete immer nur auf den nächsten glorreichen Auftritt der Titelfigur. Nebenbei gab es auch ein paar drastische Bilder, die aber verglichen mit anderen französischen Filmen eher zurückhaltend erschienen. Doch "Le Pornograph" weiß weder zu schockieren (nicht, daß ich darauf scharf wäre), noch mit seiner künstlerischen Aussage (die sich mir nicht erschloß) zu faszinieren. Für mich war es ein Film, dessen Handlung ich nicht ganz begriff, dessen politische Anspielungen ich weder besonders überzeugend noch besonders satirisch empfand, dessen (mögliche) Geschichte nicht annähernd ausgereizt wurde, dessen Einsatz von Naturbildern und klassischer Musik andeutete, aber nicht ausführte, was eine Botschaft hätte sein können, und dessen Einblicke in die Pornofilmbranche weder realistisch waren noch zur Allegorie taugten. Sicher könnte man viel in diesen Film hineininterpretieren, doch war die Vision des Regisseurs einfach nicht stark genug, im Betrachter diesen Wunsch zu erzeugen. Wenn Jean-Luc Godard gemeinsam mit Russ Meyer einen ähnlichen Film gedreht hätte, wäre das Resultat sicher interessanter gewesen.

Aber Jean-Pierre Leaud war einfach geil, und das ist doch schon mal etwas für einen Film mit solch einem Titel.