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Februar 2003
Thomas Vorwerk
für satt.org

25 Stunden
25th Hour

USA 2002

25th Hour (R: Spike Lee)
Regie:
Spike Lee

Buch:
David Benioff

Lit. Vorlage:
David Benioff

Kamera:
Rodrigo Prieto

Schnitt:
Barry Alexander Brown

Musik:
Terrence Blanchard

Darsteller:
Edward Norton (Monty Brogan), Philip Seymour Hoffman (Jacob Elinski), Barry Pepper (Frank Slaughtery), Rosario Dawson (Naturelle Riviera), Anna Paquin (Mary D'Annunio), Brian Cox (James Brogan)

Internationale Filmfestspiele Berlin

Wettbewerb

25 Stunden
25th Hour




25th Hour (R: Spike Lee)Während wir noch das Touchstone-Signet sehen, hören wir das Leiden eines Hundes. Als Ausschuß eines Hundekampfes oder ähnliches liegt er am Straßenrand und verblutet langsam. Da taucht Monty auf, ein Drogendealer, und kümmert sich um den Hund, auch wenn er dabei von dem panischen Tier gebissen wird.

So lernen wir die Hauptfigur des neuen Spike Lee-Film kennen: als selbstlosen Tierfreund. Später sehen wir, wie die Polizei in seiner gediegen ausgestatteten Wohnung Geld und Drogen findet, wobei es offensichtlich ist, daß ihn jemand verraten hat. Der Film erzählt die Geschichte des letzten Tages vor einem siebenjährigen Haftantritt. Monty nutzt diesen Tag für eine Abschiedsparty mit seinen beiden besten Freunden und er reminisziert über seine Vergangenheit und Zukunft. Als gutaussehender junger Mann steht ihm im Knast Unschönes bevor, und seine Freunde Jacob und Frank diskutieren über seine Optionen. 25th Hour (R: Spike Lee)Doch der Film begleitet Monty nicht in den Knast, sondern assoziiert mit dem Schicksal des Kriminellen, der seine gerechte Strafe erfährt, das Schicksal von Amerika. Lee zeigt uns das New York nach dem Anschlag auf das World Trade Center, und seine Durchhalteparole für die nächsten sieben Jahre könnte kaum aufdringlicher sein. Insbesondere am Schluß des Films, wenn eine von Montys Vater evozierte Vision ein Happy End beschwört, wie man es bei "Raising Arizona" das letzte Mal unglaubwürdiger erlebte, wird die Geduld des Zuschauers auf eine harte Probe gestellt. Immer wieder wehen die "Stars & Stripes" durch das Bild, und wenn sich Spike Lee zum Nachspann nicht einmal entblödet, Bruce Springsteen singen zu lassen, ist das Maß entgültig voll, und man fragt sich, was aus Spike Lee geworden ist. 25th Hour (R: Spike Lee)

Doch der Film funktioniert natürlich auch als Charakterstudie. Edward Norton zeigt sich mal wieder in Bestform, doch Philip Seymour Hoffman spielt ihn als Englischdozent, der in seine minderjährige Studentin (Anna Paquin) verliebt ist, noch glatt an die Wand. Der andere große Gewinner des Films ist Kameramann Rodrigo Pietro. Bekannt geworden durch "Amores Perros", scheint sein Name in letzter Zeit überall aufzutauchen, z. B. in "8 Mile" oder "Frida". Hier jedoch kann er die Visionen seines Regisseurs eindrucksvoll umsetzen. Farbintensive Szenen in der Disco, von ihrer Umwelt losgelöste Protagonisten, einige der Bilder dieses Films entwickeln eine Wirkung, die einzig durch die damit vermittelten (immens suspekten) Werte geschmälert werden können.