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Eine Generation höher kriselt es hingegen. Gérard gefällt es überhaupt nicht, daß seine Frau Anne sich bereits zum zweiten Mal bei den Lokalwahlen hat aufstellen lassen und sich für Gérards Geschmack ein wenig zu oft mit ihrem Wahlhelfer Matthieu rumtreibt. Da Gérard aber damit beschäftigt ist, junge Frauen im Büro seiner Apotheke zu vernaschen, kommt ihm der Wahlstress seiner Frau auch etwas entgegen. Als dann jedoch ein gemeines Pamphlet auftaucht, daß die seltsamen Vorgänge in der Familie anprangert, scheint nicht nur die Wahl gefährdet, und Anne versucht herauszubekommen, welcher ihrer Konkurrenten ihr dies antat. Das gutmütige Oberhaupt der Familie, Tante Line, war seinerzeit freigesprochen worden, als sie in den Verdacht geriet, ihren Vater ermordet zu haben, der kurz davor als Nazi-Kollaborateur den Sohn (also Lines Bruder) in den Tod schickte. Doch dieses ungesühnte Verbrechen verfolgt die Familie nicht nur in Form des hasserfüllten Flugblatts, schließlich muß abermals ein Familienmitglied daran glauben … Claude Chabrol erzählt wieder mal betont langsam eine Geschichte über die mörderischen Abgründe hinter den Kulissen einer bürgerlichen Familie. Nicht nur der mysteriöse Autounfall erinnert dabei an seinen letzten Film, "Merci pour le chocolate", der eine weitaus stärkere Sogwirkung erzielen konnte und auch durch den gekonnten Gebrauch seiner filmischen Stilmittel überzeugte. In "La fleur du mal" ist alles eine Spur zu nett, auch wenn dieses Prinzip durch die Auflösung zu einem subversiven Kommentar wird. Die hochkarätigen Darsteller überzeugen zwar ebenso wie die Ausstattung, die sehr bewegliche Kamera oder das Skript, doch der gewisse hinterhältige Touch, den man inzwischen schon bei Chabrol erwartet, wird ebenso verwässert wie die Generationen überbrückende Mordgeschichte, und auch, wenn dies beabsichtigt ist, wird der Film dadurch nicht besser.
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