Kinderfilmfest
Elina
Elina
som om jag inte fanns
Schweden in den 50er Jahren. Elinas Vater starb an Tuberkulose, und nach langer Krankheit (Lungen-Schwindsucht) darf die Neunjährige nun wieder zur Schule, wo sie in die selbe Klasse wie ihre jüngere Schwester Irma kommt, bei der Oberlehrerin Tora Holm. Das alte Fräulein Holm hat strenge Regeln. Als Elinas Klassenkamerad Anton, der zur finnisch sprechenden Minderheit gehört, sie etwas fragt, wird ihm das Mittagessen gestrichen, weil in Frau Holms Schule ausschließlich Schwedisch gesprochen werden soll. Elina findet das ungerecht, denn wie soll Anton denn Finnisch lernen, wenn er nicht einmal fragen darf, wenn er etwas nicht versteht. Frau Holm meint, dann müsse er sie fragen, doch was soll das bringen, wo Frau Holm doch im Gegensatz zu Elina weder Finnisch sprechen kann noch will? Elina stellt in der Kantine Anton ihren Teller hin, Frau Holm stellt ihn wieder zurück, woraufhin Elina sich weigert, ihre Erbsensuppe aufzuessen. Ein Machtkampf zwischen der Oberlehrerin und dem trotzigen Mädchen beginnt.
Wieder einmal beweisen die Skandinavier, daß sie im Bereich Kinderfilm die Nase vorn haben. Einerseits befolgt der Film alle Regeln eines Kinderfilms, wodurch manche Entwicklungen dem reiferen Publikum natürlich vorhersehbar erscheinen (aber im vollgepackten Zoo-Palast, wo das Publikum an emotionalen Momenten auch mal lautstarken Szenenapplaus gibt, vergisst man das schnell), andererseits werden hier auch schwierigere Themen angesprochen. Etwa der fehlende Vater, mit dem Elina in der gefährlichen (aber wunderschön aufgenommenen) Moorlandschaft eingebildete Gespräche führt, die Unterdrückung von Minderheiten oder die finanzielle Not der vaterlosen Familie. (Eines von Fräulein Holms unfairen Argumenten: "Elina ist sich zu fein, Erbsensuppe zu essen, obwohl ihre Familie von der Sozialhilfe lebt.")
Während Elinas Mutter in der Schule als Putzfrau arbeitet, legt sich ihre Tochter mit der doch manchmal recht freigiebigen Oberlehrerin an - inwiefern ein kindliches Publikum die Nuancen der Konflikte zu begreifen in der Lage ist, bleibt ohne Belang, da gerade Kinder die Geschichte intuitiv verstehen, weil sie selbst oft Konflikte der Erwachsenenwelt nicht durchschauen.
Die Einführung eines jungen Lehrers (der später auch mal Elinas Mutter im Auto mitnimmt …) erscheint ein besonders klischeehafter Einfall des Drehbuchs, doch der sympathische Darsteller macht dieses Manko wieder wett. Herausragend ist aber neben dem schwedischen Superstar Bibi Andersson ("Smultronstället", "Det sjunde insiglet", "Persona") als Tora Holm die Darstellerin der Elina, die all ihren unterdrückten Kummer mit minimalistischer Mimik spürbar macht.