Panorama
Flower & Garnet
Ein neugeborener Junge mit Namen Garnet liegt unbeachtet im Krankenhaus.
Die achtjährige Flower und ihr Vater wohnen einer Beerdigung bei.
Der Vater fällt voller Wut einen jungen Baum in seinem Garten.
Mit diesen kraftvollen und symbolträchtigen Bildern beginnt recht elliptisch die Geschichte von Flower und Garnet. Nachdem die Mutter die Geburt nicht überlebte, will der Vater zunächst nichts mit dem Kind zu tun haben. Die achtjährige Flower jedoch holt ihren Bruder nach Hause und kümmert sich um ihn.
Acht Jahre später. Garnet ist ein ziemlich verwirrter Junge, der sich für Regenwürmer und Dreck interessiert. Bis vor kurzem war das liebevolle Verhältnis zu seiner Schwester sein Rückgrat, doch nun schlägt die Pubertät mit aller Macht ein, und der Vater, der sich eh nie um ihn kümmerte, hat eine Affäre mit der Nachbarin. Blutflecken in Mädchenschlüpfern und seltsame Geräusche aus dem Schlafzimmer seines Vaters werfen Garnet in eine mysteriöse Welt, die er nicht versteht. Als Flower nun auch noch einen Freund findet und sich entsprechend von ihrem kleinen Bruder abwendet, bricht für diesen eine Welt auseinander. Daß sich sein Vater plötzlich auch um ihn kümmert, macht die Sache nicht leichter, denn die "Male Bonding"-Scheiße, die er mit biergeschwängerten Herrenwitzen, einer Angeltour oder einem Luftgewehr zum Geburtstag abzieht, wirft den Jungen erst recht auf die falsche Bahn. Und als Flower dann auch noch schwanger wird und zuhause auszieht, sieht Garnet im ungeborenen Leben in seiner Schwester einen ähnlichen Feind, wie er ihn seit seiner Geburt für seinen Vater darstellte …
Ein leiser Film, der langsam seine bedrohliche Atmosphäre entwickelt. Aus Trauer, Wut und Hass lässt sich keine Familie zusammenbauen, und so sieht es lange Zeit aus, als entwickle sich der Film ganz á la Michael Haneke. Doch schließlich gewinnen doch die familiären Bande, und gerade dadurch, daß man bereits haarscharf am Abgrund vorbeischlidderte, wird das verhalten optimistische Ende des Films zu einer lebensbejahenden Botschaft, die aus "Flower & Garnet" die positivste Überraschung der Berlinale machen. Hier stimmt einfach alles: Buch, Regie, Darsteller, und ein breites Spektrum an intensiven Emotionen.