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Sofie Lichtenstein: Bügeln. Protokolle über geschlechtliche Handlungen


 

Februar 2003
Thomas Vorwerk
für satt.org

Milchwald
D 2003

Regie:
Christoph Hochhäusler

Buch:
Benjamin Heisenberg, Christoh Hochhäusler

Kamera:
Ali Gözkaya

Schnitt:
Gisela Zick

Musik:
Benedikt Schiefer

Darsteller:
Judith Engel (Sylvia), Sophie Charlotte Conrad (Lea), Leonard Bruckmann (Konstantin), Horst-Günter Marx (Josef), Miroslaw Baka (Kuba)

Internationale Filmfestspiele Berlin

Forum

Milchwald



Die Geschwister Lea und Konstantin gehen eine Landstraße entlang, bis ihre Stiefmutter Sylvia sie mitnimmt. Im Auto kommt es zu den üblichen Streitereien, bis Sylvia in Polen, wo sie einkaufen wollte, die beiden Kinder "an die Luft setzt" und lieber einen Kilometer weiter entspannt im Wald eine Zigarette raucht. Als sie jedoch wiederkommt sind die Kinder verschwunden.

Dem Vater enthält sie diese Information zunächst vor, die beiden nutzen den kinderfreien Nachmittag im Schlafzimmer. Als Josef jedoch mitbekommt, daß seine Kinder nicht beim Turnen waren und nun immer noch nicht zuhause sind, fragt er zunächst die ausweichend antwortende Sylvia und macht sich dann auf die Suche. Milchwald (R: Christoph Hochhäusler)

Die Kinder haben inzwischen im Wald einen Lieferwagen gefunden, vor dem ein Tisch mit einigen Lebensmitteln steht. Sie naschen und werden dabei von Kuba erwischt, der sie nach Hause bringen will. Doch er hat es nicht eilig, und als er im Fernsehen von einer Belohnung hört, ändert er seinen Plan …

Ein Abschlußfilm der Münchner HFF, der irgendwo zwischen "Hänsel und Gretel" und "The Night of the Hunter" eine Geschichte von Kommunikationslosigkeit, Schuld und menschlichen Abgründen erzählt, die viele Zuschauer verstörte. Insbesondere die Handlungen der Eltern sind nicht immer nachvollziehbar, und so entsteht aus einer kleinen Meinungsverschiedenheit eine Spirale der immer schwerwiegenderen Vergehen. Milchwald (R: Christoph Hochhäusler)

Regisseur Hochhäusler arbeitet teilweise mit sehr artifiziell durchkomponierten Kadragen, wobei er seinen Hintergrund als Architekturstudent durchblicken lässt. Lange Einstellungen, kaum Großaufnahmen, der Film hat einen Look, der nicht von ungefähr an "Finnlandia" vom selben Kameramann erinnert. Insbesondere am Schluß des Films setzt sich zunächst unmerklich, dann immer offensichtlicher passend zum Titel die Farbe Hellgrün durch, was auch Assoziationen zu vergifteter Muttermilch erweckt.

Während Hauptdarstellerin Judith Engel ein wenig unter ihrer stiefmütterlichen Rolle leidet, sind insbesondere die Kinder überzeugend. Durch eine manchmal etwas elliptische Erzählweise kommen kleinen Gesten große Bedeutungen zu, so daß man auf den nächsten Film des jungen Regisseurs gespannt sein darf.