Johnny English
In Zeiten wie diesen, wo sich James Bond-Parodien wie "Austin Powers" und Rip-Offs wie "Triple X" gegenseitig die Zuschauer abjagen, ist es sehr fraglich, ob man noch einen weiteren Super-Agenten-Film benötigt. Doch nicht nur kommt dieser Film aus dem Vereinigten Königreich und kann mit einem Song von Möchtegern-Bond Robbie Williams auftrumpfen, diesmal spielt auch noch Rowan "Bean" Atkinson die Titelrolle, mit Sicherheit ein besserer Schauspieler als Vin Diesel und ein besserer Komiker als Mike Myers.
Atkinson, der auch schon im nachgeschobenen letzten Connery-Bond "Never Say Never Again" (1983) eine kleine Rolle spielte, hatte Mitte der 90er in TV-Clips mit einem vom Pech verfolgten Agenten für eine Kreditkarte geworben, und aus dieser Grundidee erwuchs nun der Film, geschrieben von zwei Drehbuch-Autoren, die auch für "The World is not enough" und "Die another Day" verantwortlich zeichneten.
Laut Produzent Tim Bevan hat der britische Film nur mit zwei Genres Erfolg: Mit Agenten-Filmen und Komödien. Warum also nicht diese zwei verbinden? Atkinson, der in letzter Zeit bei immer infantileren Projekten mitarbeitete, zeigt sich wieder in alter Form. Wie sonst wohl kaum einem Komiker gelingt es ihm sogar, Pointen, die man schon aus der Entfernung heraneilen sieht, graziös ins Ziel zu bringen. Auch wenn man ahnt, daß es für Agent Nr. 1 nicht von Vorteil sein wird, daß sein Aushilfssekretär Johnny English sich persönlich um die Zugangs-Codes der U-Boot-Luke gekümmert hat, wenn dann die dazugehörige Nachricht über die Leinwand tackert, kann man sich das Lachen kaum verkneifen. Und endlich funktioniert vieles in diesem Film: Holzhammer-Komik, die aber genau den "Lukas", den Lachnerv trifft.
Natürlich bleibt auch der weniger subtile Humor, der sich hier mit Körperausscheidungen befasst, nicht aus, aber ein französisches Massen-Plumpsklo mit dem Hinweis "ne pas cracher s.v.p." zu sehen, entschädigt für einiges. Apropos Frankreich: der Ober-Bösewicht Pascal Sauvage wird von John Malkovich ziemlich ölig, aber doch noch recht subtil gespielt. Malkovich, der seit einiger Zeit in Frankreich wohnt, gelingt ein zwar überzogener, aber dennoch halbwegs realistischer französischer Akzent, der es schon wert ist, den Film im Original anzusehen.
Weiterhin wird Atkinson durch die gutaussehende Agentin Campbell (dargestellt von der australischen Sängerin Imbruglia) und einen etwas weniger tolpatschigen Sidekick namens "Bough" (der hierzulande weniger bekannte britische Komiker Ben Miller vom Duo "Armstrong & Miller) unterstützt. Während Campbell sich aus nur schwer nachvollziehenden Gründen in Johnny English verliebt (wie dieser auf ihre Liebeserklärung reagiert, ist einer der Höhepunkte des Films), ist "Bough" meistens damit beschäftigt, seinen Vorgesetzten aus allzu peinlichen Situationen zu befreien, wenn er etwa nach einer Verfolgungsjagd eines verdächtigen Leichenwagens mit dem unverzichtbaren (hier aber leider auf einem Abschleppwagen befindlichen) Aston Martin bei der falschen Beerdigung die gestohlenen Kronjuwelen im Sarg wähnt und Trauernde und Geistliche als unfähige Kriminelle beschimpft.
Wie bereits erwähnt, ist einiges bei diesem Film eher auf schlichte Gemüter gemünzt, verglichen aber mit "Austin Powers" (ich kenne nur Teil 2) kann man schon fast von erhabener Subtilität sprechen. Und für deutsche Zuschauer gibt es noch den Bonus, daß die zwei Schergen des französischen Bösewichts (der sich anschickt, König von England zu werden) natürlich Deutsche sind, und zwar Klaus Vendetta aus Chemnitz und Dieter Klein aus Düsseldorf.