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März 2003
Thomas Vorwerk
für satt.org

The Ring
USA 2002

The Ring (R: Gore Verbinski)

Buch:
Ehren Kruger

Lit. Vorlage:
Koji Suzuki

Kamera:
Bojan Bazelli

Schnitt:
Craig Wood

Musik:
Hans Zimmer

Darsteller:
Naomi Watts (Rachel Keller), Martin Henderson (Noah), David Dorfman (Aidan), Brian Cox (Richard Morgan), Jane Alexander (Dr. Grasnik), Lindsay Frost (Ruth), Pauley Perette (Beth)

The Ring


Der Film beginnt wie "Scream": mit zwei weiblichen Teenagern in kurzen Röcken, die sich gegenseitig Angst machen wollen, und dann von einem unheimlichen Telefonläuten, umherhuschenden Schatten jenseits der Wahrnehmung und einem sich nicht ausschalten lassenden Fernseher in den Wahnsinn beziehungsweise Tod gejagt werden. The Ring (R: Gore Verbinski)

Nach diesem Intro kippt die zunächst recht herkömmliche Farbigkeit des Films in eine kalte, blaue, jenseitige Bilderwelt. Rachel, die Tante des toten Mädchen, kämpft mit der Trauer ihres etwa neunjährigen Sohnes Aidan, den mit der einige Jahre älteren Cousine eine intensive Freundschaft verband. Eine Klassenlehrerin zeigt ihr beunruhigende Bilder, in der Aidan immer wieder das vergrabene Mädchen zum Motiv machte. Und zwar bereits vor ihrem Tod, den sie hatte ihm von ihrem bevorstehenden Tod erzählt. Damit kommt der Film wieder auf die sattsam aus dem Trailer bekannte "urban legend" zurück, nach der das Sichten eines mysteriösen Videos sieben Tage später unabänderlich zum Tod der Zuschauer führt. Die Journalistin Rachel verspricht der Mutter der Toten (die danach nicht wieder im Film auftaucht), das Rätsel aufzulösen, denn der plötzliche Herzstillstand verbunden mit einem nicht wirklich entspannten Gesichtsausdruck beim Tod ist nicht gerade normal für Teenager.

Recht schnell findet sie heraus, daß es wohl einen Boyfriend gab, mit dem sie eine Woche vor dem Tod in einer Waldhütte übernachtete. Dabei war noch ein zweites Paar, es gibt sogar einen inzwischen entwickelten Film, auf dem bei einem Foto die Gesichter der vier Jugendlichen seltsam morph-technisch verzerrt wirken. Rachel besucht die Wochenendhütte entwendet dort eine unbeschriftete Videocassette, schaut sie sich Zuhause an, und ist ziemlich beunruhigt, als direkt am Anschluß an die Sichtung das Telefon schellt und ihr eine seltsame Stimme verlauten lässt: "Seven Days". The Ring (R: Gore Verbinski)

Danach spielt sie nach kurzfristigem Widerwillen auch ihrem Exfreund die Cassette vor, macht eine Kopie und sorgt leichtsinnig dafür, daß ihr Sohn in einer schlaflosen Nacht etwas Unterhaltung hat. Während der Film den Countdown der sieben Tage zelebriert, versucht Rachel herauszubekommen, was es mit dem Band und der damit verbundenen Bedrohung auf sich hat, um sich und vor allem ihren Sohn zu retten …

Das Herzstück des Films ist sicher das Videoband, das sich neben diversen Hinweisen auf seine Herkunft, die mühsam entschlüsselt werden müssen, vor allem durch seine surrealistischen Bilderwelten auszeichnet. Bunuel lässt grüßen, besonders gelungen ist der Schnitt von wimmelnden Maden zu einem Meer wabernder Menschenleiber, aber auch tote Pferde, unheilvolle Leitern und natürlich der titelgebende "Ring" dürfen nicht fehlen. Dazu gibt es eine enervierende Musik, die wohl zum besten des zumeist unangenehm auffallenden Komponisten Hans Zimmer gehört. Der Film um das Video herum ist eine Art Mischung aus bekannten Horrorfilmen wie "Final Destination", "The Sixth Sense", "Poltergeist", vermengt mit einer interessanten Visualität, die an Filme wie "Seven" erinnert oder mit Hubschrauberaufnahmen angibt, wie sie in "Blade Runner" und "Shining" auch nicht besser waren. The Ring (R: Gore Verbinski)

Mit zunehmender Laufzeit des Films stellt sich natürlich heraus, was es mit dem Videotape auf sich hat, und die Erklärung ist trotz eines netten Twists nicht völlig befriedigend. Vor allem fällt auf, daß die Ereignisse des Films in einem japanischen Umfeld, insbesondere einem Manga oder Anime, perfekt funktionieren würden, das Remake eines japanischen Films, der auf einem Roman basiert, der auch eine Fernsehserie, Buchnachfolger, Filmsequels und Comics inspirierte, und seinen Autor zum japanischen Stephen King mutieren ließ, im amerikanischen Umfeld nicht ganz so gut funktioniert, weil diese Art von Unnatürlichem, wie man sie etwa aus "Akira" kennt, in den Staaten nie zuvor zu sehen war. Das Drehbuch weist immer mehr Lücken auf, die Motivationen der Hauptfigur waren schon in der Inhaltsangabe als nicht sehr nachvollziehbar geschildert, und letztendlich freut man sich vor allem darüber, daß die Geschichte zumindest unblutig und mit einem Mindestmaß an überflüssigen Gruseleffekten (das "Scream"-Intro mal ausgenommen) zuende geführt wird.

Wie die bösen Mächte hinter dem Videoband Nasenbluten erzeugen, Leitern erzeugen oder gar Tiere zum Leben erwecken, wird nie ganz erklärt, aber im zu erwartenden Sequel erfährt man vielleicht mehr über die Regeln, denen sich der am Ende des Films eigentlich recht einfach auszuschaltende Bösewicht an seinen Opfern auszutoben geruht.