Anzeige:
Sofie Lichtenstein: Bügeln. Protokolle über geschlechtliche Handlungen


 

Mai 2003
Thomas Vorwerk
für satt.org

Maboroshi - Licht der Illusion
Maboroshi no hikari

Japan 1995

Maboroshi - Licht der Illusion (Maboroshi no hikari) (R: Hirokazu Kore-eda)

Regie:
Hirokazu Kore-eda

Buch:
Yoshihisha Ogita

Lit. Vorlage:
Teru Miyamoto

Kamera:
Masao Nakabori, Fumio Maruyama

Schnitt:
Tomoyo Oshima

Musik:
Cheng Ming Chang

Darsteller:
Makiko Esumi (Yumiko), Takashi Naito (Tamio), Tadanobu Asano (Ikuo), Goki Kashiyama (Yuichi), Naomi Watanabe (Tomoko), Midori Kiuchi (Michiko)

» peripherfilm

Maboroshi - Licht der Illusion
Maboroshi no hikari


Nach dem unerwarteten Interesse des Feuilletons für "After Life" schießt der Peripher-Verleih gleich den Vorgänger desselben Regisseurs nach, einen Film von 1995, der zwar eine konventionellere Geschichte erzählt, aber dennoch Fragen offen lässt und Rätsel stellt.

Schon die erste längere Sequenz überzeugt durch lange Einstellungen, und das Bild einer verlassenen Hofeinfahrt, durch das wir auf eine stark und schnell befahrene Straße blicken, brennt sich in das Auge des Betrachters ein. Doch dann erfahren wir, daß es sich um einen Traum handelt, der aber schon die Thematik des Films vorwegnimmt.



Maboroshi - Licht der Illusion (Maboroshi no hikari) (R: Hirokazu Kore-eda)


Maboroshi - Licht der Illusion (Maboroshi no hikari) (R: Hirokazu Kore-eda)


Maboroshi - Licht der Illusion (Maboroshi no hikari) (R: Hirokazu Kore-eda)

Immer wieder träumt Yumiko davon, wie ihre Großmutter sie verließ, um zu sterben. Als Zwölfjährige traf sie daraufhin auf Ikuo, mit dem sie nun ein Baby hat. Die drei leben glücklich in der Stadt, Ikuo reagiert auf den Diebstahl seines Fahrrads, indem er in einem anderen Stadtteil ebenfalls ein rad stiehlt, daß er dann mit seiner Frau grün lackiert. Irgendwie deutet sich dabei schon in der Atmosphäre des Films an, daß dieses Verbrechen wie in einem "EC"-Comic eine Strafe nach sich ziehen könnte, doch mit dem offensichtlichen Selbstmord Ikuos hat wirklich niemand gerechnet.

Yumiko zieht sich in sich zurück, vernachlässigt ihre Mutterpflichten, und Jahre später schickt man sie aufs Land, um einen dort lebenden Witwer mit einer Tochter (sozusagen ein perfekter Match) zu heiraten. Anders als der Zuschauer erwarten würde, läuft alles wie am Schnürchen, doch schließlich muß Yumiko doch mit ihren unterdrückten Empfindungen fertig werden.

Die langen Einstellungen, die meist nur durch natürliches Licht ausgeleuchtet scheinen, geben dem Film einen individuellen Look, doch wenn die Wohnung auf dem Lande fast immer in Dunkelheit gehüllt ist, kündigt sich schon an, daß das Ende des Films eine (ziemlich mysteriöse) Katharsis benötigt, bevor die zusammengewürfelte Familie funktionieren kann. Obwohl es in "Maboroshi" um die Verarbeitung von Trauer geht, weist der Film auch einige fröhliche Sequenzen auf, insbesondere durch die beiden Kinder. Die eindruckvollste Szene ist die, wo Yumiko von einer alten Frau zu hörne bekommt, daß es "wohl am besten" sei, daß sich ihr Sohn nicht an seinen Vater erinnern könne (er war beim Tod drei Monate alt), bevor wir zusammen mit Yumiko sehen, wie der Kleine sich für ein kleines Fahrrad interessiert, daß exakt den selben Farbton hat wie jenes unheilvolle Rad aus besseren Zeiten.

Wie gesagt, hält das Ende des Films einige Antworten zurück, doch wie sich die Kamera langsam aus dem Leben der kleinen Familie zurückzieht, während wir noch über die vorletzte Einstellung rätseln, das zeugt immerhin von einem immensen Stil- und Selbstbewußtsein Hirokazu Kore-edas.