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Juni 2003
Thomas Vorwerk
für satt.org

The Hebrew Hammer
USA 2003

Buch
und Regie:
Jonathan Kesselman

Kamera:
Kurt Brabbee

Schnitt:
Dean Holland

Musik:
Michael Cohen

Darsteller:
Adam Goldberg (Mordechai Jefferson Carver), Judy Greer (Esther), Andy Dick (Santa Damien), Mario Van Peebles (Mohammed), Peter Coyote (JJL Chief), Sean Whalen (Tiny Tim), Tony Cox (Jamal), Nora Dunn (Mrs. Carver), Melvin Van Peebles (Sweetback), Edward I. Koch (Himself)

The Hebrew Hammer




The Hebrew Hammer (R: Jonathan Kesselman)

The Hebrew Hammer (R: Jonathan Kesselman)

The Hebrew Hammer (R: Jonathan Kesselman)

The Hebrew Hammer (R: Jonathan Kesselman)

The Hebrew Hammer (R: Jonathan Kesselman)

"The Hebrew Hammer" bezieht sich als "Certified Circumsized Dick" nicht nur an Vorbilder wie Spillanes Mike Hammer und den Film Noir (Eine Sequenz im Büro des Privatdetektivs, in der die typisch gutaussehende Klientin auftaucht, ist sogar in schwarz-weiß gehalten), sondern sieht sich vor allem als jüdische Version der Blaxploitation-Filme, was sich zum Beispiel darin zeigt, daß Isaac Hayes' "Them from Shaft" kurzerhand umgedichtet wurde ("right on!") und neben Melvin Van Peebles, der seine Rolle als "Sweetback" wiederholt, auch dessen Sohn Mario eine der wichtigeren Rollen bekam. Was man dem "White Accountant" erst erklären muß, ist eine Parallele im Humor der Juden und Schwarzen, die allein sich "Nigger" und "tyke" nennen dürfen.

Doch die offensichtlichste Inspiration dieses Films sind die Parodien und "Spoofs", die sich von Mel Brooks über das Team Abrahams/Zucker bis hin zu Leslie Nielsens "Frank Drebbin"-Filmen und den derzeitig besonders infantilen Machwerken wie "Scary Movie" zieht. Es wird alles parodiert, was nicht schnell genug auf die Bäume kommt, wobei gemeiner Fäkalhumor jederzeit einer Anspielung, die nur ein geringer Prozentsatz des Publikums versteht, vorzuziehen ist. So heißt der Bösewicht des Films, ein gemeingefährlicher Sprößling des Weihnachtsmanns, natürlich "Damien", und während des "Hammers" Auftrag, den relativ unbedeutenden jüdischen Feiertag "Hanukkah" (Ende November bis Anfang Dezember) gegen die kommerzielle Übermacht des christlichen Weihnachtsfestes zu verteidigen, muß er schließlich sogar einen größenwahnsinnigen Versuch, die gesamte jüdische Zeitrechnung zu zerstören, abwehren.

Der sexy jüdische Superheld mit Schläfenlocken, Sonnenbrille und schwarzem Trenchcoat ist sicher eine völlig neuartige Erfindung, und die mannigfaltigen Anspielungen auf Details des jüdischen Glauben und Alltagsleben können von einem generell Ungläubigen wie mir nur ansatzweise nachvollzogen werden (wie auch eine profunde Kenntnis der amerikanischen Sprache zum Verständnis des Films vonnöten ist), aber auch, wenn "The Hebrew Hammer" bei seinem Zielpublikum gut ankommen soll, vermisst man doch eine gewisse Subtilität, die aber heutzutage generell in Komödien dieses Schlages verloren gegangen zu sein scheint. Unter Inkontinenz leidende Katzen, deren Windeln während des feierlichen Abendessens gewechselt werden, oder die möglichst feuchte Aussprache einiger yiddischer Fachbegriffe sind Geschmacksverletzungen, wie sie vor allem durch die Filme der Farrely-Brüder hoffähig gemacht wurden. Doch auch das Auftauchen von Tony Cox, dem kleinwüchsigen Schwarzen aus "Me, Myself & Irene", kann "The Hebrew Hammer" meines Erachtens nicht zu einem Film machen, der ernstzunehmenderweise Probleme der Völkerverständigung und des "political correctness" hinterfragt, zu klischeebeladen ist die Handlung, zu sehr ist alles auf eine Nummernrevue angelegt. Doch jeder, der es besonders spaßig oder innovativ findet, wenn ein Weihnachtsmann eines kleinen Jungen "Dreidel" zertritt (diese Szene erinnerte mich immerhin an die Frühwerke Woody Allens) oder gar eine Schwemme von Raubkopien von Frank Capras "It's a wonderful Life" auf Schulhöfen die jüngste jüdische Generation unterwandern, der wird an diesem Film auch sein helles Vergnügen haben.

Also dann "Mazel Tov", oder angemessener: "Shabbat Shalom, Motherfucker!"