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Amber (so Madonnas Rollenname) gefällt sich darin, ihn nicht etwa wie die anderen Gäste Peppe zu nennen, sondern variiert zwischen "Guido", "Pippi" und schließlich "Naturfuzzi" (leider habe ich die deutsch synchronisierte Fassung gesehen, in der sich ein italienischer Akzent durch Worte wie "Fiske" (Fische), "Schlanke" (Schlange) und "Kükenmesser" (Küchenmesser) definiert). Die erste Hälfte des Films sorgt durch die als Karikatur angelegte Amber und ihre "Freundinnen" (Jeanne Tripplehorn als Alkoholikerin, Elizabeth Banks als etwas debile und sehr blonde Debi) für etwas oberflächliche Gesellschaftskritik, doch wenn Amber und Peppe dann auf einer einsamen Insel landen, kann er sich endlich an ihr rächen. Zuvor gab es nur einige Rachephantasien, jetzt lässt der Italiener den Macho raus, und Amber muß ihm buchstäblich die Füße küssen, wenn sie nicht verhungern will. Was als Robinsonade begann, entwickelt sich zu einer Neufassung von Shakespeares "The Taming of the Shrew", und die Charakterentwicklung überzeugt auch hier nicht wirklich. Zwar ist es für den Zuschauer ein Genuß, wenn Guiseppe es Amber mit markigen Sprüchen wie "Du hast dich schon wieder im Ton vergriffen, Weib. Die kühle Nacht sollte den Rest von Bestie in deinem Inneren töten" heimzahlt, doch die bereits erwähnte Fastvergewaltigung geht dabei einen Schritt zuweit, und es ist auch nicht völlig nachzuvollziehen, warum er sich in diese Frau verliebt haben soll. Lina Wertmüller drehte 1974 "Travolti da un insolito destino nell'azzurro mare d'agosto" (Hingerissen von einem ungewöhnlichen Schicksal im azurblauen Meer im August), den ich leider nicht kenne, aber bei dem interessanterweise der Vater des Peppe-Darstellers die entsprechende Rolle innehatte. "Swept Away" ist ein Remake dieses Films, doch Ritchie hat das Ende verändert, und das ist meines Erachtens das Beste am Film (wird hier aber nicht verraten). Auch wenn ich "Swept Away" nicht wie andere als völligen Reinfall bezeichnen würde, gibt es doch zu viele ärgerliche Aspekte im Film. Es ist zwar nett, wenn Madonna zunächst mit Quiekstimme und dann im Fremd-Vollplayback mit einem Lied Guiseppe verzaubert, aber sobald man wieder auf den Boden der Realität zurückkommt, ist es zunehmend suspekt, wie auf der Insel zunächst lediglich eine leere Colaflasche und eine verlassene Hütte als zivilisatorische Hilfsmittel entdeckt werden, man aber im weiteren Verlauf des Films unter anderem Zigarillos, unzählige Kerzen und einen Grillrost zur Verfügung hat und die Hütte mit Wolldecken bestückt ist, die wie neu gekauft oder zumindest mit Vernell gewaschen erscheinen (Bei der Entdeckung der Hütte sahen sie noch ziemlich verlottert aus). Guy Ritchie scheint immerhin seinen Spaß gehabt zu haben, hat den Film in Rekordzeit mit einer Minimalcrew an netten Schauplätzen abgedreht, und mir ist dieses nicht immer geglückte Experiment immer noch lieber als ein weiterer Film, der nur das Erfolgsrezept von "Snatch" variiert hätte.
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