Werner - gekotzt wird später!
Als norddeutscher Comicfan, der Anfang der Achtziger schon mal einen über den Durst trank, wurde ich natürlich auch mit dem Werner-Virus infiziert. Nach dem fünften Band ließ meine Begeisterung aber nach, und der erste Werner-Film mit seinen bodenlosen Real-Sequenzen (trotz der Mitwirkung von Ernst Kahl, Niki List und Meret Becker) leitete eine erste Abneigung ein, die dann durch eine persönliche Begegnung mit Rötger Feldmann (und Otto Waalkes) beim Hamburger Comic-Salon intensiviert wurde.
Der neueste (vierte?) Werner-Film bezieht sich in der Handlung auf den vierten und fünften Band, die ich ja noch gelesen habe, bringt aber auch eine Neufassung der legendären Fußballkommentierung, diesmal vom Marktplatz auf den Camping-Platz verlegt. Teilweise fand ich es schon erschreckend, an welchen Stellen meine Presse-"Kollegen" lachten, ich war etwa die erste Dreiviertelstunde nur angeödet von Latrinenwitzen, in die Kamera springenden Ärschen, Möpsen und Pimmeln, und einzig die betont elaborierte Erzählerstimme von Otto Sander ließ auch nur einen Hauch von "Anspruch" erkennen. Immerhin verwöhnte der Soundtrack einen mit Klassikern wie "All Right Now" oder "La Mer" (und natürlich Torfrocks "Freie Bahn mit Marzipan"), und irgendwann kam ich dann auch in den "Spirit".
Ausgerechnet die "Unwucht", die der Hund Lumpi verursachte, konnte mich wirklich erheitern (niederster Humor), und nachdem dann das "Oldsmobile" recht nett per Computer animiert worden war und die ebenfalls aus dem Rechner stammenden LKW's mit den Nummernschildern "PAS-CH 6" und "MEI-ER 12" eine Würfelpartie der abgefahrenen Art abziehen, mußte ich dann wirklich laut lachen, wodurch der Film im Endeffekt sehr viel besser bei mir ankam, als ich auch nur zu erwarten hoffte. Der Subplot mit Meister Röhrich und die in ein Kloster verlegte Brauereibesichtigung (auch aus dem Band "Besser ist das!") waren zwar eher schwach, aber aus dem dicklippigen Eckat eine Art Klodeckel zu machen und Meister Röhrich Zigarre in eine Pseudopetasie zu verwandeln, war immerhin auch visuell interessant.
Neben Otto Sander (und dem bewährten "kleinen Klaus" als Werner) fiel unter den Sprechern vor allem Heinz Schenk als "Tankstellenomi" positiv auf. Ich hatte zwar immer das Gesicht des Moderators vom "blauen Bock" vor Augen, aber dadurch gewann der Film sogar.
In nüchternem Zustand kann ich den Film sicher niemandem empfehlen, aber wer sich in einen angemessenen Geisteszustand versetzt, wird sicher auf seine Kosten kommen.
Erwähnenswert noch die Danksagungen an die Flensburger Brauerei und den TÜV und die Tatsache, daß ausgerechnet Matthias Schultheiss (lange Zeit der vielversprechendste norddeutsche Comiczeichner) an den Storyboards mitgearbeitet hat. Und wer seinen Hass auf Modern Talking und "Popper" über die Jahre aufrecht erhalten konnte, für den wird auch ein Scherz bereitgehalten.