28 Days Later
Regie: Danny Boyle, Buch: Alex Garland, Kamera: Anthony Dod Mantle, Schnitt: Chris Gill, Musik: John Murphy, Darsteller: Cillian Murphy (Jim), Naomie Harris (Selina), Megan Burns (Hannah), Christopher Eccleston (Maj. Henry West), Brendan Gleeson (Frank), Noah Huntley (Mark)
Nach seinen kostspieligen (und eingeschränkt erfolgreichen) Hollywood-Ausflügen drehte Danny Boyle zwischendurch zwei Filme wie "Strumpet" fürs englische Fernsehen, und neben seinem Lieblingsdarsteller Christopher Eccleston setzt er hier auch wieder eine ähnlich grobe Videokamera ein.
Die Geschichte des Films lehnt sich an 70er Jahre-Filme wie "The Omega Man" oder die Zombie-Trilogie von George A. Romero an, bringt sie aber ein wenig auf aktuellen Stand, indem es am Rande auch um bei Tierversuchen mit Menschenaffen erzeugte Krankheitserreger geht, die Parallelen zu BSE (England unter Quarantäne?) oder Aids (Übertragung über das Blut) zulassen. Die Prämisse von Richard Mathesons SF-Klassiker "I Am Legend" (Die Vorlage des "Omega-Mann") wird dabei jedoch allenfalls am Rande angedeutet: Dort ist der Großteil der Menschheit von einer Krankheit infiziert, die sehr an Vampirismus erinnert (wie auch Boyles Zombie-ähnliche Infizierte nur nachts rauskommen und was zu beißen wollen), und irgendwann begreifen die überlebenden Menschen dann, daß sie vielleicht einfach nicht mehr auf der Höhe der Evolution sind und den nicht übermäßig intelligenten Monstren den Planeten überlassen sollten.
So weit kommt es bei "28 Days Later" nicht. Wenn ein alternativ angehauchter Soldat andeutet, daß der Planet Erde sich vielleicht von der Krankheit Mensch befreien will, wird er kurz darauf im Wald erschossen. Nicht Sozialkritik, sondern Hoffnung ist gefragt.
Das Drehbuch von Alex Garland (der auch die Romanvorlage zu "The Beach" schrieb), ist ziemlich clever, am Rande geht es um Probleme der Kommunikation ("Hello?"), und Ästhetik und Story des Films ergänzen sich in den Londoner Szenen zu einer beklemmenden Vision. Und auch der Aufbruch nach Manchester und das Treffen auf die vermeintlich rettenden Militärs, die sich später als gefährlicher als die Zombies erweisen, hält den Zuschauer lange bei der Stange und in Atem. Doch der hanebüchene Showdown entspricht dann doch eher einer Hollywood-B-Pictures-Logik und fügt dem Film irreparablen Schaden zu. Insbesondere die Wandel in den Charakteren der zwei Frauen (die zwischenzeitig stark an Ellen Ripley und Newt erinnern) kommen wenig überzeugend rüber, was dann durch die Nähmaschinen-Szene bis an den Rand einer zynischen Parodie getrieben wird. Statt eines effektvollen Endes mit politischem Tiefgang wie bei "Dawn of the Dead" stellen Boyle und Garland mit ihrem Ende alles zuvorige wieder in Frage, was aber einen Großteil der angesprochenen Zuschauerschicht nicht weiter stören könnte.
Viele gute Ansätze (etwa die visuell interessant gelöste Illusion/Halluzination der wiederkehrenden Eltern, oder die in einem Schnitt-Crescendo kurz aufflackernde "Hölle"), aber keine wirklich neuen Ideen oder Impulse, innerhalb des Horror-Genres der letzten Jahre kann der Film mit Bravour bestehen, darüber hinaus kommt er aber nicht.