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Juli 2003
Thomas Vorwerk
für satt.org

Ferkels großes Abenteuer
Piglet's Big Movie

USA 2003

Ferkels großes Abenteuer (Piglet's Big Movie) (R: Francis Glebas)

Buch:
Brian Hohlfeld

inspiriert von den Geschichten von A. A. Milne

Songs:
Carly Simon, Sherman Brothers

75 Min.

Ferkels großes Abenteuer
Piglet's Big Movie


Nachdem vor einigen Jahren bereits Tigger seinen eigenen Film bekam, wird nun auch Piglet in gleicher Art geehrt, wobei der deutsche Titel ein ziemlicher Etikettenschwindel ist, denn es handelt sich weniger um ein großes als mehrere kleine Abenteuer. War das Tigger-Movie etwas zu Anime-beeinflußt und Superhelden-mäßig, gibt man sich nun wieder bewußt kindgerecht und erinnert sich sogar an manche der Original-Geschichten Milnes, wie etwa "The House at Pooh Corner".

Doch zunächst wird Piglet erstmal Zeuge davon, wie seine "großen" Freunde ohne seine Hilfe einen Bienenstock überlisten wollen, und es einzig Piglet schnellem und beherzten Einsatz zu verdanken ist, daß es nur zu einem einzigen Bienenstich kommt. Doch Owl, Pooh, Tigger und Rabbit sind so berauscht von ihrem gemeinsamen Erfolg, daß sie den eigentlichen Helden übersehen. Frustriert und gekränkt spaziert Piglet durch den Wald und hilft einigen noch kleineren Waldbewohnern bei deren für Piglets Verhältnisse winzigen Problemen.



Ferkels großes Abenteuer (Piglet's Big Movie) (R: Francis Glebas)


Ferkels großes Abenteuer (Piglet's Big Movie) (R: Francis Glebas)

Irgendwann wird Piglet dann vermisst und man geht auf Poohs wenig überzeugenden Einfall ein, ihn mithilfe seines Zeichenalbums ausfindig zu machen, was aber nur dazu führt, daß drei ältere Abenteuer wiedererzählt werden, bei denen es offensichtlich ist, daß Piglet ein wirklicher Held ist. Doch neben der eigentlichen Handlung gibt es noch kleine Exkurse über Fremdenhass oder fehlendes Vertrauen und sogar einen missglückten Fall von Kidnapping …

Die Mitglieder der Zielgruppe, die ohne weiteres in der Lage ist, sich mit dem Titelhelden von "Piglets Big Movie" zu identifizieren, sind natürlich von ähnlicher Statur, weshalb der Film auch fast ausschließlich im Nachmittagsprogramm gezeigt wird. Um das etwas reifere Publikum scheint man sich bei Buena Vista nicht zu kümmern, obwohl der Appeal von Winnie the Pooh und seinen Freunden sicher über die Ausstrahlung von "Bussi Bär" hinausgeht und der Film immerhin einige nette Momente hat. Zugegebenermaßen ist allerdings die deutsche Synchronisation (wie immer, wenn bei Disney gesungen wird) eine ziemliche Zumutung, auch wenn die Sprecher mit Bedacht gewählt wurden und die Atmosphäre nur noch verbessern. Aber Lobgesänge über die Qualität einer Mami kann man auf deutsch gesäuselt nur schwer ertragen, während ich mir dasselbe von Carly Simon dargeboten durchaus als positives Erlebnis vorstellen könnte.

Festzustellen bleibt, daß ich auch zu I-Aahs großem Abenteuer gehen werde, selbst wenn meine Nichte dann wahrscheinlich schon die Nase über solche Filme rümpfen wird. Man ist halt immer so alt, wie man sich fühlt.