Un monde presque paisible
Paris, im Jahr 1946. In einer jüdischen Damenschneiderei arbeiten die Überlebenden zusammen. Konventioneller, aber auch atmosphärisch stimmiger als in "La maladie de Sachs" gelingt es Deville, Einzelschicksale und anekdotische Episoden miteinander zu verweben.
Viele Momente dieses Films bleiben noch lange beim Betrachter. Etwa das Märchen vom kleinen Samuel, der pfeifend durch einen Knopf atmet und den Herrn des Waldes trifft, die verzweifelte Liebesgeschichte zwischen Maurice "Abramauschwitz" und der Prostituierten Simone, deren Tipps bei einem Picknick im Grünen, wie man als Frau die Männer verrückt machen kann, Maurices Erinnerungen an die Frau seines ersten Lehrmeisters und die Bedeutung der Toilette für seine Ausbildung, die kleinen Liebesgeschichten oder der Grund, warum ein Bekannter aus dem Kinder-Sommerlager keine Erdbeermarmelade mehr essen mag.
Eine Gedichtrezitation, ein Restaurantbesuch oder ein jiddisches Kinderlied erhalten eine Intensität, die auch von der dargestellten Zeit zehrt, in der zwar die Deutschen Frankreich verlassen haben, aber nicht alle Faschisten, Kollaborateure und Antisemiten. Die "fast friedliche Welt" wird auch durch Standbilder dargestellt, die, von Streichermusik unterlegt, im Verlauf des Films zunächst immer seltener werden, später jedoch wiederkehren. Dies verdeutlicht neben den Geschichten, daß man den Status der Ruhe, der "tranquillité" nicht erzwingen kann, auch wenn Devilles Film beim Betrachter eine Poesie und Zufriedenheit entfacht, die ohne die üblichen emotionellen Taschenspieler-Tricks funktioniert.