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Ein geheimnisvoller alter Mann, der gemeinsam mit Nanako auf der Fähre war, beschäftigt die beiden auf der Fahrt zu den Großeltern. Nanako findet, daß er "für einen Alten" schon verdammt coool aussehe, was Kenji mit einem gewissem Neid bestätigen muß. Liebevoll nehmen die Großeltern ihre "groß gewordene" Enkelin auf, die sich schon "wie eine vom Festland", eine Städterin, verhält. Beim Kühe hüten trifft Keitatsu, der Opa, auf Fukunasuke, einen weiteren jungen Städter, der ebenfalls bereits auf der Fähre zu sehen war. Er brüskiert diesen ein wenig mit seiner (Kenji nicht unähnlichen) derben Art, lädt ihn aber auch zu sich nach Hause ein, mit der offensichtlichen Absicht, ihn mit Nanako zu verkuppeln, was für die beiden jungen Leute eher peinlich wirkt ("Das habe ich nicht gesagt!"). Doch kommen wir zur Titelheldin, der über 80jährigen Nabbie. Diese zieht immer des Mittags los, um ihrem Mann, dem Kuhhirten, das Mittagessen zu bringen. Doch plötzlich verschwindet sie für ganze nachmittage oder trägt ihrer Enkelin auf, daß Essen zu bringen (was diese allerdings auch gerne macht). Nanako will erfahren, was ihre Oma so treibt, und beauftragt einige Halbwüchsige, sie wie Detektive zu überwachen. Und schon schnell erfährt sie von der Familienkrise, denn Sun Ra ist zurückgekehrt … Wie wir jetzt in einem stummfilmähnlichen Rückblende erfahren, war Sun Ra die große Liebe Nabbies, als die beiden 17 waren. Doch die Dorfbevölkerung, die Ehepaarungen lieber von einer Seherin besiegeln lässt, als sich auf die Gefühle der Betroffenen zu verlassen, verbannt den jungen Mann, der dem Clan nur Unglück bringen würde. Die Abschiedsszene steht in direktem Zusammenhang zur späteren Ehe zwischen Nabbie und Keitatsu, aber ich werde an dieser Stelle sicher nicht die gesamte Filmhandlung ausplaudern … "Nabbie no koi" ist ein Film voller Lebensfreude. Die Sonne scheint, die Insel mit ihrer altertümlichen Architektur und Naturverbundenheit weckt ein Gefühl für den Frühling, und unterstützt werden diese Atmosphäre und die Liebesgeschichten noch durch den Musikeinsatz. Sowohl der alte Kuhhirte Keitatsu als auch andere Dorfbewohner lieben es, zu musizieren, und oft haben die Songtexte auch etwas mit der Geschichte zu tun. Doch vor allem ist die Musik sehr breitgefächert, denn neben traditioneller Okinawa-Folklore gibt es auch den eingewanderten Iren O'Connor, der seine Fiedel strapaziert, japanische Schlager, eine sehr schöne Adaption von "Danny Boy" oder ein von Michael Nyman ("Wonderland", "The Piano", Greenaway-Filme) eigens für den Film mitkomponiertes Instrumentalstück, daß schon die Fahrt auf der Fähre begleitet. Doch auch ohne die Musik wäre "Nabbie no koi" ein liebenswerter Film, denn die Geschichte des Films mit den Entscheidungen der zwei Frauen zwischen je zwei Männern (natürlich sehr parallel strukturiert), nahm mich mit ihrer Melodramatik, die immer wieder durch den typisch japanischen Humor (in der Okinawa-Variante) aufgelockert wird, doch sehr gefangen. Und dadurch, daß es nebenbei auch immer wieder filmische Kabinettstückchen wie den Stummfilmteil (mit Musik und natürlich einem "Benji", dem historisch japanischen Filmerzähler), einige sehr schöne Kameraeinsätze (Kenji Takama drehte auch "Radio no jikan") oder eine musicalhafte Zukunftsvision am Schluß gibt, wird "Nabbie no koi" zu einem Filmerlebnis, daß den Leinwandeinsatz wirklich verdient hat, und das man nicht versäumen sollte.
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