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Der auch als Horror-Regisseur ("It's Alive") bekannte Drehbuchautor Larry Cohen kam dann auf die Idee, den Insassen der Zelle zum Opfer eines irgendwo in einem Hochhaus lauernden Scharfschützen zu machen, und die Regisseure sollen sich darum geschlagen haben, diesen Film zu drehen. Der Zuschlag ging an Joel Schumacher, der mit "Falling Down" zwar bewies, daß er einen urbanen Thriller drehen kann, der sich nicht vollständig von den Regeln des Mainstremkinos verwässern lässt, der aber auch Stinker wie "8MM" oder die letzten zwei Batman-Filme verantwortete. Man muß ihm attestieren, daß er mit "Phone Booth" den wohl besten Film seiner bescheidenen Karriere inszeniert hat. Abgesehen von einer überflüssigen "Wir jagen durchs Telefonnetz"-Klammer, die vielleicht an den Anfang von "Psycho" erinnern soll, aber mehr den Trailer von "Charlie's Angels: Full Throttle" evoziert, und einem etwas zu lang geratenen Vorspann, der nicht einmal die Stabangaben zu seiner Rechtfertigung vorweisen kann, ist "Phone Booth" ein beneidenswert schnörkelloser Film, der insbesondere beim Schluß eher von "The Silence of the Lambs" als von "Speed" inspiriert zu sein scheint, und dafür muß man ihn mögen. Colin Farrell brilliert als Stu Shepard, zieht eine wahre One-Man-Show ab und kann sogar über kleine Story-Unebenheiten und Hänger hinwegspielen (Warum haben Hundertschaften von Polizisten Angst vor einem einzigen Typen, der seine vermeintliche Schußwaffe nicht einmal in der Hand hat?), und im Gegensatz zu "Hulk" funktioniert der immer wiederkehrende Einsatz der Splitscreen hier außerordentlich gut. Kiefer Sutherland als Anrufer hinter dem Präzisionsgewehr, den man erst ganz am Schluß auch zu sehen bekommt, klingt zwar nicht unbedingt "erotisch" (wie mancherorts behauptet wird) aber als dem Soundtrack übergeordnete "Stimme Gottes", die hinterhältig mit Farrell spielt wie der Anrufer in den "Scream"-Filmen, ist er ein ebenso überzeugender Gegenpart zu seinem Gesprächspartner Stu. Einige Story-Elemente wie die "Menschwerdung" des arrogant-verlogenen Managers Stu konnten mich nicht wirklich überzeugen, aber der Einsatz diverser Nebenfiguren vom Cop Forest Whitaker über die zwei Frauen im Leben Stus bis hin zum Pizzaboten oder den Prostituierten, die auch mal telefonieren wollen, geben dem Film eine Glaubwürdigkeit, die man in Thrillern oft vermisst, und auch die Lichtsetzung bei dem schwierigen Problem eines Films, der fast ausschließlich draußen spielt und zwar in einer begrenzten Zeitspanne, ist dem Kameramann Matthew Libatique, ("Pi"), der gleich vier Kameracrews zu koordinieren hatte, vorzüglich gelungen. Da die Chancen relativ gering sind, daß das Genre Telefonzellenfilm in nächster Zeit prominenten Zuwachs bekommt, dürfte Schumacher hiermit sein bescheidener Platz in der Filmgeschichte des Thrillers zugewiesen sein, und man kann nur hoffen, daß sein nächster Film "Veronica Guerin" (dt.: "Die Journalistin"), der bereits nächsten Monat hierzulande anläuft, und bei dem er zum dritten Mal in Folge auf Farrell zurückgreift (und Cate Blanchett spielt auch noch mit …), ähnlich gelungen sein wird.
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